Alles nur geklaut oder inspiriert: Atemlos, Groovy kind of Love

Musik

Wie tausendmal gehört

Alles nur geklaut oder von der Muse geküsst? Manche Melodie kommt einem in der Pop- und Schlagermusik sehr bekannt vor, obwohl es gar keine Coverversionen sind. Imitiert oder inspiriert? Anders gefragt: Hat Kristina Bach nun Jack White beklaut oder nicht. Ich finde ja, aber sie hat sich nicht doof dabei angestellt. Shakira ist viel dreister.

„Bei Helene Fischers ‚ Atemlos’ ist in den ersten 12 Takten der Verse nicht eine einzige Note, die nicht von meiner Komposition ‚Ein Festival der Liebe’ übernommen worden ist”, beschwert sich vollkommen zurecht Jack White gegenüber Bild. Doch Kristina Bach, die Komponistin von “Atemlos”, ist nicht doof. Sie hat nicht einfach geklaut, sondern wiederholt den Strophen-Vers aus “Festival der Liebe” (gesungen von Jürgen Marcus, 1973) zweimal, bevor sie das ‘Oho oho’ (im Original ‘Oha aha’) im Lied erklingen lässt. Musste darüber bereits im letzten Herbst lachen als ich überlegte, an welches Lied mich der Fischer-Dauerbrenner erinnert.

Schnöde geklaut wird kaum. Neusortierte Harmonien sind ein Hit

Das passiert ja nicht selten: Man hört einen neuen Pop-Song bzw. neue Schlager-Nummer und man weiß: Das kenn ich doch. Aber woher, ist das eine Cover-Version, ein neu interpretierter Hit? Nein, das wüsste ich. Es ist abgestaubt, übernommene, imitiert und freundlich ausgedrückt fließt die alte Komposition als Inspiration in das somit rechtlich wohl tatsächlich auch eigene neue Werk ein. Schnöde geklaut wird also kaum. Vielmehr greifen Komponisten oftmals zu bekannten, eingängigen Phrasen, übernehmen einen catchy Part als Kurz-Zitat, ändern ab oder variieren und generieren gar aus verschiedenen Songs einen neuen Kassenschlager.

Pablo Picasso: “Gute Künstler kopieren, große Künstler stehlen.”

Groovy kind of Love: Das Original ist ein Rondo von Muzio Clementi (1752-1832)

Berühmtes Beispiel ist Starman von David Bowie. In Interviews erklärte die im Januar 2016 verstorbenen Pop-Ikone, wie aus “Over the Rainbow” sein Song Starman geworden ist. Besonders auffällig ist das beim Song von Weltstar Shakira aus ihrer frühen Phase. Die Band “The Mindbenders” veröffentlichten 1965 den vielfach in Ehren gecoverten Evergreen “The Groovy kind of Love”. Aber hört selbst, wie dreist Shakiras Komponistenteam sich die Noten von Toni Wine and Carole Bayer Sager ohne zu covern unter den Nagel gerissen haben. Schon beim Erstenmal klingt dieses Stück Musik wie bereits tausendmal gehört…

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Shakira mit einem frühen Werk ihrer Karriere

Das Original von The Mindbenders “Groovy kind of Love”

Doch: “Um zum Original (von Groovy Kind Of Love) zu gelangen, müssen wir zurück bis in die Zeit der Wiener Klassik. Es handelt sich um ein Rondo von Muzio Clementi (1752-1832), einem in Wien lebenden italienischen Komponisten, der heute hauptsächlich noch Klavierschülern aufgrund seiner Etüden geläufig sein dürfte.” (JochenScheyt.de)

Der Helene Fischer-Megahit “Atemlos” aus der Feder von Kristina Bach
http://www.universal-music.de/helene-fischer/videos/detail/video:332993/atemlos-durch-die-nacht

Die originale Strophe mit ‘Oha, Aha’ von Jack White, dargeboten von Jürgen Marcus

Liebe kann uns retten (Peter Plate) versus Without You (Badfingers)

Die Strophe vom Peters Plate-Song “Liebe kann uns retten”  für Roland Kaiser klingt so ähnlich als würden die harmonierten Strophen-Noten der Über-Ballade Without you einfach ein paar Takte schneller gesungen… Problem, beim Hören von Liebe kann uns retten hatte ich im Anschluss einen Ohrwurm, aber von Without You…

Anbei das legendäre Original der britischen Rockband Badfinger

Hier die geniale Without You-Coverversion von Harry Nilsson

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Robert Niedermeier, Journalist (Reise, Lebensart (Food), Gesellschaft)
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