Altkanzler-Parolen gegen Schwule und Türken von Helmut Schmidt

Nachrufe

Nie wieder Helmut Schmidt!

Helmut Schmidt profilierte sich als Schwulenverfolger und Sarrazin-Versteher. Selbst vor Ausländer raus-Parolen schreckte der Kulturchauvinist nicht zurück. Sein Wirken ist unvergesslich und unverzeihlich. Nie wieder Schwulenverfolgung - Hurra!Text: Niedermeier/ Zitatsammlung/ Foto: Screenshot Tagesschau

Das verkrustete Nachkriegsdeutschland trauert kollektiv. Von der rechtsreaktionären Erika Steinbach über Politiker mit türkischem Migrationshintergrund wie der Grünen-Funktionär Cem Özdemir bis hin zum junggrünen Opfer homophob motivierter Gewalt – alle Deutschen sehen in Helmut Schmidt plötzlich ein leuchtendes Vorbild und nur das Beste. Der “gastarbeiterkritische” Kulturchauvinist, profilierte Schwulenverfolger und bekennende Grünenverachter würde ihnen in Anbetracht der gigantischen Vernebelung der Realität wohl anraten: “Geht mal zum Arzt, wenn ihr Visionen habt.” Bin anhand der überschwänglichen posthumen Verehrung bereits heute gespannt auf die verklärenden Nachrufe, wenn eines Tages ein gewisser Sarrazin stirbt… Aus dem Rassisten zaubern Schönredner dann bestimmt einen streitbaren Analysten bundesdeutscher Befindlichkeiten. Tja, und ich bleibe dabei: Gestern wurde die BRD von einem der allerletzten Altdeutschen befreit. Mehr als 70 Jahre nach dem Ende des von Deutschland verschuldeten Zweiten Weltkriegs. Einen mörderischen Eroberungsfeldzug, dessen Teilnahme Helmut Schmidt als seine Pflicht als Deutscher betrachtete.

“Neben dem Tanzverbot gab es ein weiteres düsteres Kapitel der Homosexuellenverfolgung in Hamburg: Von 1964 an wurden unter dem damaligen Hamburger Innnensenator Helmut Schmidt (SPD) Spionierspiegel in öffentlichen Toiletten angebracht. Das waren verspiegelte Fenster, hinter denen sich kleine Räume verbargen, von wo aus die Toiletten überwacht werden konnten.” (NDR)

Homosexuellen-Verfolger Helmut Schmidt – kein Vergessen, kein Verzeihen.

Meme von Rechtsradikalen entlarven im Internet die sozialdemokratische Mogelpackung

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Über Tote dürfe man nichts Schlechtes schreiben, das sei pietätlos. Sehe ich in Bezug auf den Ex-Politiker und Medien-Darling komplett anders. Mit dem atomaren Aufrüstungskanzler Helmut Schmidt ist nicht eure Mutter gestorben, sondern ein völkisch-nationalistischer Intrigant, der sich im Gegensatz zu Willy Brandt schön gemütlich in Nazi-Deutschland eingerichtet hatte, die Friedensbewegung verhöhnte und bis zu seinen letzten Tagen vor Einwanderern aus “anderen Kulturen” warnte. Sicherlich, mit wohlfeilen Worten distanzierte sich der Homo-Jäger und Einwanderungskritiker von der Rassen-Ideologie der Nationalsozialisten, um im nächsten Moment mit apokalyptischen Angst-Szenario vor der Vermischung der deutschen mit “anderen Kulturen” zu warnen. Kein Wunder, dass die Hassblogger von PI.News, Rechtspopulistinnen und Pegida-Nazis die Mogelpackung von einem Sozialdemokraten gerne zitieren und für ihre Hasspropaganda missbrauchen. Das Gedenken von rechtsreaktionären Rassisten hat sich der am 10.11.2015  nach einer Operation am Knie im Alter von 96 Jahren an Krankenhauskeimen verstorbene Altkanzler der Dunkeldeutschen zu Lebzeiten redlich verdient… Mein Beileid gilt den Freunden und Angehörigen der Privatperson Helmut. Respekt vor dem politischen Wirken des Altkanzlers Schmidt ist fehlplatziert. Niemals vergessen, niemals verzeihen. Nie wieder Helmut Schmidt, nie wieder Schwulenverfolgung – Hurra!

Pressestimmen der Vernunft…

“Es hieß von konservativer Seite aus stets über Schmidt, er sei der richtige Mann in der falschen Partei. Er bietet Führung, macht keine Fehler, findet die Demokratie nicht gut, sieht dafür aber beim Unfugreden gut aus. Klar, dass ihn die Deutschen lieben.” http://jungle-world.com/artikel/2008/51/32329.html

>Schmidt ist schon zu Lebzeiten zu einer unangreifbaren bundesrepublikanischen Ikone geworden, aber niemand scheint so richtig zu wissen warum. Die Welt schreibt über sein letztes großes Interview mit Sandra Maischberger: „Oft geht das, was er sagt, nicht über Allgemeinplätze hinaus.” Schmidt war so westdeustch, wie man nur sein kann. Er war Offizier im Nationalsozialismus und ihm wurde von Vorgesetzten mehrfach eine „einwandfreie nationalistische Haltung” attestiert. Darum geht es unter anderem in „Helmut Schmidt und der Scheißkrieg”, einer Biografie von Sabine Pamperrien. Darauf angesprochen antwortete Schmidt bei Maischberger nur mit „Das ist reiner Quatsch. Das ist dummes Zeug.” Und weiter: „Ich war weiß Gott kein Nazi, aber habe während des Krieges als Soldat meine Pflicht erfüllt.” Na dann.< http://www.vice.com/de/read/obwohl-helmut-schmidt-gestorben-ist-muss-man-seine-meinungen-kritisieren-duerfen-442

>Bundeskanzler Helmut Schmidt machte sich 1981 Sorgen darum, wie lange die Bundesrepublik noch mit den Folgen der Zuwanderung aus der Türkei fertig werden könne und erklärte im Februar 1982 in einem Zeit-Interview: „Mir kommt kein Türke mehr über die Grenze.“< http://www.tagesspiegel.de/meinung/andere-meinung/auslaender-in-deutschland-kohls-tuerken-raus-plaene-trafen-einen-nerv-der-deutschen/8596018.html

>Mit dem Satz “Ich bin doch kein Kanzler der Schwulen” wehrte sich Helmut Schmidt 1980 dagegen, eine Beseitigung des Paragraphen 175 zum Wahlkampfthema zu machen.< http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13689080.html

>“Für die größte Verstimmung sorgte Schmidt, als er den Wunsch der Liberalen, den Paragraphen 175 abzuschaffen, als Kuriosität behandelte. Genscher zeigte sich betroffen, wie wenig Verständnis der Kanzler für Probleme von Minderheiten aufbringe.” Schmidt soll dabei laut “Spiegel” auch seinen liberalen Innenminister Gerhart Baum unwirsch angefahren haben und sogar mit Koalitionsbruch gedroht haben, sollte er die Liberalisierung fortsetzen: “Jetzt reicht’s, Herr Baum. Da müssen Sie sich einen anderen Koalitionspartner suchen.”< http://www.queer.de/detail.php?article_id=25004&kommstart=20&chronologisch=ja#kommentare

>Angelegt wurden die ersten der Spionierspiegel im Jahre 1964 unter dem damaligen Hamburger Innensenator Helmut Schmidt; der letzte Spiegel, in der Toilette am Rathausmarkt, wurde noch nach der Reform des Homosexuellenparagraphen 175 im Jahre 1973 installiert. Als Begründung für ihre Observationen führen die zuständigen Behörden ins Feld, nur so die „ekelerregenden Belästigungen“ (Polizeisprecher Peter Kelling) stoppen zu können, denen sich „unbedachte normale Benutzer“ der Toiletten seitens aufdringlicher Homosexueller ausgesetzt gefühlt hätten.< http://www.zeit.de/1980/30/rosa-listen-in-der-hansestadt

In der SPD suchte er nicht nur eine Art zivile Verlängerung soldatischer Gemeinschaft – er behandelte sie, mit wechselndem Erfolg, auch wie ein Oberleutnant seine Kompanie.“
„In den 68ern sah Frontsoldat Schmidt eine Wiederkehr der sinistren ideologischen Kräfte, die schon 1933 ins Unheil führten. Für die Linksintellektuellen, von Rudi Dutschke bis Jürgen Habermas, hatte er kaum mehr als Verachtung übrig. Alles Utopische erschien ihm gefährlich zu sein, bestenfalls überflüssiges Geschwätz, das vom Wesentlichen, den steinernen Notwendigkeiten der Realpolitik, ablenkte.
„Er hielt die Linksextremen für Widergänger der Nazis – die Linksmilitanten sahen in ihm den Oberleutnant von Hitlers Armee, der an der Blockade von Leningrad und dem Vernichtungskrieg im Osten beteiligt war. Diese tragische Pointe hat er nie verstanden, so wenig wie die Wachstumsskepsis der Grünen. Ökologie hielt er lange für eine Marotte gelangweilter Mittelstandsdamen. Der starre Blick auf das Machbare war manchmal ein Tunnelblick.“
„Sein größter Fehler war die Aufrüstung mit Pershing-Raketen, die er US-Präsident Jimmy Carter (den er als Moralisten verachtete) aufschwatzte. Gegen die Nachrüstung gingen in der Bundesrepublik Hunderttausende auf die Straße, die SPD rebellierte. Effektiver als Schmidt hat kein Politiker den Aufstieg der Grünen beflügelt. Auch die Gründung der taz als Medium der Gegenöffentlichkeit war eine Antwort auf Schmidts autoritäres Krisenmanagement im Deutschen Herbst.“
„Auf dem Kölner Parteitag 1983 stimmten neben Schmidt 14 Genossen für die Nato-Nachrüstung, 400 dagegen. Das war die Antwort der SPD auf Schmidts, später von Schröder imitierter Art, die Partei mit Machtworten zu erpressen. So rabiat wie Schmidt wurde kein anderer führender Sozialdemokrat je vom Hof gejagt.“
„Auf SPD-Parteitagen wurde er als Greis bejubelt, wie ein lebendes Denkmal. Das war vielleicht ein letztes Missverständnis in der komplizierten, kurvenreichen Beziehung zwischen Helmut Schmidt und der SPD.
Ein Sozialdemokrat war er so wenig, wie Angela Merkel Christdemokratin ist.“
http://m.taz.de/Nachruf-auf-Helmut-Schmidt/!5250053;m/

Und jetzt bitte anschnallen, nicht auf den Bildschirm kotzen: https://www.youtube.com/watch?v=gYs0hb04HZw

P.S. Jetzt mal ganz im Ernst: Ein mieses Stück Nazideutschland wird betrauert.  Das ist doch verrückt!

 

About Reiserobby

Robert Niedermeier, Journalist (Reise, Lebensart (Food), Gesellschaft)
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2 Responses to Altkanzler-Parolen gegen Schwule und Türken von Helmut Schmidt

  1. […] erkämpft, verteidigt und das eigene Leben opfernd aufgebaut haben. Die SPD macht schon seit Türken-Basher und Schwulenverfolger Helmut Schmidt keine Politik für die Armen und Ausgegrenzten mehr, die machen Politik für sich selbst und ihre […]

  2. […] Herbst 2021 geht die Cum Ex-Steuerparadies-Partei – nach Helmut Schmidt – abermals mit der nun nur noch neoliberalen Arschloch-Partei FDP bundesweit ins Bett. Und in […]

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