Der Mandelkuchen ist locker, der Wein süß und rot, und dichter Nebel umwabert den Gipfel des 1100 Meter hohen Berges L’Ofre. „Gleich kommt die Sonne raus“, verspricht Astrid Prinzessin zu Stolberg-Wernigerode. Ihre beiden Begleiter blicken ungläubig, sehen nur die dichte Nebelwand, die sich vor ihnen aufbaut. Unten im Tal scheint die Sonne. Das wissen der Fotograf Dennis Yenmez und Journalist Robert Niedermeier ganz genau. Hier oben jedoch zeigt sich das Gebirge der Sonneninsel Mallorca von seiner rauen Seite. Die Wanderexpertin hebt jedoch unbeirrt den mit gutem Rotwein gefüllten Plastikbecher hoch in den weißgrauen Himmel. Dann passiert es tatsächlich. Ein Windzug reißt plötzlich die Nebelbank auf, der blaue Himmel zeigt sich in schönster Pracht, und das prompt Postkarten taugliche Panorama reicht übers grüne Weinbauerntal von Binisalem hinüber, bis weit hinaus zur Hauptstadt Palma. „Man muss nur fest daran glauben“, sagt die inselweit als Wanderprinzessin bekannte und beliebte blonde Sportlerin und reicht zum Wein ein weiteres Stückchen ihres selbst gebackenen und köstlichen Kuchens weiter.
Die Tour mit der Prinzessin beginnt am Cuber-Stausee
Die Rast am Gipfel haben sich alle Beteiligten redlich verdient. Schließlich dauert die Berg-Wanderung zum Gipfel hinauf über zwei Sunden, die unten am Cuber-Stausee inmitten des südlichen Tramuntana-Gebirges beginnt. Eine einsame Schützhütte aus Naturstein und ein paar braune Kühe, die friedlich den Pfad flankieren sind die letzten Anzeichen von Zivilisation am Fuße des mächtigen Berges. Nur selten ist der Himmel zu sehen, aber trotzdem: Die Landschaft bietet romantische Motive zum Fotografieren und immer wieder spektakuläre Aussichten zum Staunen.
Ein fester Tritt auf den Boden, ein sicherer Sprung auf den nächsten Fels
Nebelschwaden kriechen auf dem grün mit Moos und Flechten überwucherten Waldboden voran, wilde Bachläufe plätschern, und ringsherum bauen sich die felsigen Bergmassive majestätisch in schroffer Schönheit auf. „Ist das herrlich“, jauchzt die fitte Wanderführerin. Die 53 Lenze, die sie zählt, sieht man der auf Mallorca lebenden Prinzessin des deutschen Adelsgeschlechts von Stolberg-Wernigerode nicht an. Lange Beine, die sie im Sommer gerne in sportlichen Shorts zeigt, tragen ihren vom Schwimmtraining für Wettkämpfe und durch das professionelle Wandern trainierten schlanken Körper. Ein fester Tritt auf den Boden, ein sicherer Sprung auf den nächsten Fels und der dritte forsche Schritt nach vorne beweist: Die Stolberg hat das Wandern in alpinen Höhen wirklich drauf. Über ganze zwei Stunden dauert die sportliche Wanderung, die unten am Cuber-Stausee inmitten des südlichen Tramuntana-Gebirges beginnt.
Auf geht’s und dann hoch hinaus ins Tramuntana-Gebirge
Die leidenschaftliche Wanderin führt Aktiv-Urlauber professionell durch die vielseitigen Landschaften Mallorcas. Flache Küstenwege hätten zwar ihren eigenen Reiz, und die Touren entlang von Grotten und Wasserfällen, die sie unternimmt, sind nicht minder aufregend, aber die naturblonde und echte Prinzessin entführt ihre sportiven Touren-Teilnehmer am liebsten in die Berge: „Toll ist auch die Route am Torrent de Pareis,“ erzählt die adelige Wander-Lady über das Gebiet, welches seit Kurzem mit dem Weltnaturerbe der Unesco ausgezeichnet wurde. Alle in der kleinen Gruppe glauben ihr das aufs Wort. Kein Wunder bei diesen Aussichten: Mächtig protzt der Puig Major, Mallorcas höchster Berg, mit seinen 1450 Metern direkt vor der kleinen Wandergruppe. Der vom starken Wind frei geblasene Blick nach Palma lässt die Kathedrale erahnen, auf der anderen Seite eröffnet sich das Orangental von Soller, dahinter das Blau der Meeresbucht von Port de Soller. Im Südwesten zeigt sich der Gebirgszug des Galatzo in seiner ganzen Pracht, und nordöstlich blicken die erstaunten Wanderer in Richtung des 1350 Meter hohen Massanella. Unter ihnen liegt in südwestlicher Richtung das bekannte Castel d’Alaro und die gesamte grüne Ebene der Insel.
Nach Wein und Mandelkuchen steht der Rückmarsch an
Die Prinzessin kennt sich aus. „Um das zu erleben, braucht man nur festes Schuhwerk“, zeigt sich Astrid zu Stolberg begeistert. Nichts sei schöner als die Insel aus diesem Blickwinkel zu betrachten. Davon ist sie überzeugt. Etwas Kondition muss man allerdings mitbringen. Das wird allen in der Gruppe klar. Spätestens als der Kuchen aufgegessen und die geleerte Rotweinweinflasche verstaut ist. Jetzt steht der Rückmarsch an.