Majestätsbeleidigung ist Mittelalter: Stiller Protest mit Ballon-Piktogramm
Bangkok: Schwarzer Ballon mit rotem Verbots-Balken. Aufgeblasene Luftballons sind im öffentlichen Nahverkehr von Thailands Hauptstadt Bangkok verboten. In den Waggons des hypermodernen Skytrain-Streckennetz der Millionenmetropole weisen prägnante Verbotsschilder auf die skurrile Sanktionierung von aufgeblasenen Luftballons hin. Nach der erneuten, drakonischen Anwendung des Majestätsbeleidigung-Paragrafen erwächst das Hinweisschild mit dem schwarzen, von einem roten Verbotsbalken durchgestrichenen Luft-Ballon zum Symbol gegen die antidemokratische Militärregierung in Thailand. “Scheiß Diktatur” kommentiert ein Freund aus Bangkok. Wie er selbst, nutzen immer mehr Thais das Piktogramm als Profilbildin Sozialen Netzwerken. Der stille Protest richtet sich gegen die Verurteilung der beiden Studierenden Pornthip Munkong und Patiwat Saraiyaem. Aufgrund der unzeitgemäßen Gesetzgebung wurden die beiden jungen Thais zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Der Vorwurf lautet Majestätsbeleidigung, ihr angebliches Verbrechen: Pornthip und Patiwat haben ein Theaterstück an der Universität aufgeführt.
Majestätsbeleidigung in Thailand: Haftstrafe für Schauspieler
>In Gefängniskleidung und gefesselt wurden die beiden Studenten wie Schwerverbrecher ins Gericht geführt. Jedem soll klar sein, dass Kritik am Königshaus in Thailand, gerade jetzt, nach dem Putsch des Militärs im vergangenen Mai, existenzvernichtend ist. Die Mutter der 26-jährigen Porntip sagte unter Tränen, sie respektiere das Urteil, wie es ihre Tochter auch schon getan habe. “Was soll sie auch tun, will sie sich nicht selbst gefährden?”, fragt die Mutter. Für Menschenrechtler ist klar, das Gesetz gegen Majestätsbeleidigung dient vor allem dazu, Kritiker mundtot zu machen. Bis zu 15 Jahre Haft werden in Thailand für Vergehen wie das Versenden einer vermeintlich majestätsbeleidigenden SMS verhängt. König Bhumipol, inzwischen alt und krank, hat sich in jüngeren Jahren selber gegen die Anwendung des Gesetzes ausgesprochen. Seine Majestät fühlt sich also gar nicht beleidigt. Aber den Militärs, die seit der Machtübernahme im vergangenen Jahr jede kritische Meinungsäußerung unterbinden, kommt der Paragraf gelegen.> (Weiterlesen auf Tagesschau.de)