Bunt geht es zu in Tel Aviv: Regenbogenfahnen wehen, Zugfahrzeuge sind mit Musikanlagen aufgerüstet worden und die Bässe wummern aus riesigen Lautsprechern. Über 100000 Lesben, Schwule und ihre Freunde feiern im Takt auf den Straßen, wenn die alljährliche Christopher-Street-Parade am Gan Meir-Platz startet, entlang der Ben Yehuda-Straße und über den Ben Gurion-Boulevard direkt weiter zum Stadtstrand marschiert. Die darauf folgende Party am Gordon-Beach dauert bis in die Nacht. Essens Partner an den Gestaden des Mittelmeers ist in Partylaune und feiert seinen Gay-Pride. Und zwar einen Tag bevor sich am 11. Juni 2011 zum 20. Mal der Tag der Unterzeichnung des Städetpartner-Vertrages mit der deutschen Ruhrmetropole jährt.
Tel Aviv feiert: die CSD-Parade mit 100000 Teilnehmern
Im Gegensatz zur Bischofstadt Essen, die bereits im Mittelalter Erwähnung fand, blickt die weltoffene, moderne Mittelmeer-Metropole im Nahen Osten auf eine kurze Geschichte zurück. Erst 1909 wurde der „Hügel des Frühlings“, so die hebräische Bedeutung für Tel Aviv, von jüdischen Siedlern gegründet. Dramatische Bedeutung kam ihr knapp 40 Jahre später bei der Staatsgründung zu. Gerade eine halbe Stunde dauerten am 14. Mai 1948 die Feierlichkeiten zur Gründung des Staates Israels an, da wurde die von deutschstämmigen Bauhaus-Architekten geprägte „weiße Stadt“ von den arabischen Nachbarn angegriffen
Jerusalem betet, Haifa arbeitet und Tel Aviv feiert
Das sollte nicht der letzte Konflikt sein, bis heute befindet sich Israel im Krieg mit Syrien. Trotzdem: die Party steigt, nicht nur, wenn der CSD-Tross durch die 400000-Einwohnerstadt zieht. Der 30-jährige Moshe Krudo charakterisiert bei einem Cocktail in lauer Sommernacht das Selbstverständnis seiner Heimatstadt. „Jerusalem betet, Haifa arbeitet und Tel Aviv feiert.“ Farbig illuminiert reihen sich die Strandbars ab der Höhe des Hilton-Hotel-Komplexes am breiten Strand aneinander. Die Hayharkon-Straße, die zum markanten Hotelhochhaus des Isrotel-Turms führt, gerät auch alltags zur regelrechten Partymeile.„Als schwuler Mann lässt es sich gut leben im toleranten Tel Aviv“, sagt Moshe Krudo, der am liebsten entlang der Yavne Street flaniert. „Die religiöse Extremisten leben in Jerusalem“, erklärt Moshe. Tel Aviv, das direkt neben dem historischen Jaffa liegt, ist weltlich ausgerichtet. Orthodoxe Juden sind in der Minderheit, die Mehrheit gibt sich freizügig, zeigt viel Haut: „In Jerusalem ist das unbehelligt kaum möglich“, weiß Moshe und er glaubt: „Wir in Tel Aviv sind Weltmeister im Flirten.“
Tanzen am Strand: Inmitten eines Meers aus Regenbogenfahnen
In Deutschland indes erinnert sich Lothar Zimmermann, der Partnerschaftsbeauftragte der Stadt Essen an die Unterzeichnung des Vertrages mit der quirligen Stadt am Meer. „Der offizielle Beginn der Städtepartnerschaft erfolgte am 11. Juni 2011“, dokumentiert Zimmermann: „Anette Jäger, Essens damalige Oberbürgermeisterin und der Tel Aviver Oberbürgermeister Shlomo Lahat besiegelten die Partnerschaft in Essen. Die politischen Überlegungen zur engeren kulturellen Zusammenarbeit begannen schon 1988: „Durch Vermittlung der Jüdischen Kultusgemeinde Essens“, erzählt Zimmermann, der sich darüber freut, dass bis heute unter anderem der Schüleraustausch rege funktioniert. Am Strand von Tel Aviv indes tanzt Moshe Krudo weiter – inmitten eines Meers aus Regenbogenfahnen.
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