Nico Lumma und sein Lummaland
Schreibtischtäter: Wie gefährlich sind eigentlich Schwulenwitze?
Man wird doch wohl noch sagen dürfen, dass ich Nico Lummas Humor zum Kotzen finde. Ausgerechnet zum Hamburger Pride am 03. August 2013 konnte sich Nico Lumma auf Twitter einen dummen Schwulenwitz nicht verkneifen. Im fehlerhaften Deutsch twitterte der Berater, Autor und “stolzer Vater” seinen 14.896 Followern: “hat eigentlich schon jemand den Brüller-Joke “es ist drückend schwul heute in Hamburg” gebacht” (Fehler übernommen). Allem Anschein gab niemand sonst aus seinem Milieu diesen dumm plumpen und homophob gefärbten Witz zum Besten. Deshalb sah sich Lumma persönlich motiviert, diesen “Brüller” unter Hamburgs heißer Sonne, an einem schwülen frühen Nachmittag unbedingt via Kurznachrichtendienst loszuwerden. Dumm nur, außer ein paar durchgeknallten homofeindlichen Flachpfeifen findet das kaum jemand wirklich witzig. Indes greifen in Lummas Heimatstadt Homohasser Trans* und als “schwul” beschimpfte Männer an: Prügeln, beschimpfen und verletzen Menschen aufgrund ihrer Veranlagung. Nicht lustig.
Autor, Berater, stolzer Vater – und ein homophober Unruhestifter?
Skandalös ist es ohnehin, dass es zuvor, danach und am Hamburger CSD-Tag selbst zu brutalen Attacken auf eine Transperson sowie zwei als schwul denunzierte Männer gekommen ist. Nicht nur die LGBT-Fachmedien wie Queer.de haben darüber berichtet. Doch es ist noch schlimmer. Es sind Spießer wie der bekennend heterosexuell verheiratete Familienvater #Nico_Lumma, die solche Gewalttaten mit ihrem homophob getränkten Scheißhumor flankieren. Nicht, dass er selbst seine Faust ballte, er twittert von seinem Schreibtisch aus, macht sich lustig über eine Demonstration gegen Homofeindlichkeit und für Menschenrechte. Die zu den 100 wichtigsten Personen im Internet zählende Person Nico Lumma muss sich auch als SPD-Mitglied den Vorwurf gefallen lassen, ein feiger Schreibtischtäter zu sein; er darf sich als kleines Glied in die Kette der geistigen Brandstifter einreihen.
Auch wichtige Persönlichkeiten mit SPD-Parteibuch können homophob sein
Ob Nico Lumma sich schämt? Nein, dazu ist er wohl viel zu stolz darauf, ganz “normal” mit einer Frau verheiratet zu sein. Seine fruchtbare Heterosexualität trägt er als Refernz seines Erfolges öffentlich wie ein katholischer Priester seine Monstranz vor sich her: So einer, der ist anständig, meistert seine Arbeit sicherlich genauso ordenlich wie er seinen Pflichten als Familienoberhaupt nachkommt. Lumma bietet sich an, dient in seiner Selbstdarstellung selbst den Erwartungen einer stockkonservativen Kundschaft. Lumma wähnt sich stolz am richtigen Ufer. Ein Twitter-Freund verteidigt den Dreifach-Papa: “Glaube nicht, dass Lumma in irgendeiner Weise homophob ist.” Doch selbst ein Vladimir Putin in Russland, der Papst im Vatikan, die Heinis von der Tea-Party in USA, deutsche CDU/CSU-Politikerinnen wie Katherine Reiche oder Erika Steinbach, altgediente Hardliner in Sachen Heterosexismus wie Norbert Geis und sogar jamaikanische Hass-Rapper weisen Kritik von Menschenrechtlern von sich, streiten es sogar vehement ab, selbst homophob, respektive homofeindlich zu sein. Ihnen geht es in ihrer Selbsgefälligkeit stets um die eigene Meinungsfreiheit, den Schutz ihrer heterosexuellen Familie oder – besonders infam – um Kinder- und Jugendschutz im Sinne des Gemeinwohls für heterosexuell lebende Mitbürger. Nein danke, das toleriere ich nicht, behaltet euren geistigen Dünnpfiff in euren eigenen privaten vier Wänden, gebt euch in euren Schlafzimmern von mir aus auch Tiernamen beim Zeugen des Nachwuchses, aber haltet in der Öffentlichkeit eure verbal verschmutzen Schandmäuler geschlossen. Euer selbstgerechtes #Lummaland gehört abgebrannt – bis auf die Grundmauern eures Hetero normierten sexistischen Weltbildes – Pfui! Link: twitter.com/Nico
P.S. Ja, Schwulenwitze können witzig sein, kommt halt immer darauf, wer sie wie wann und in welchem Kontext erzählt.
[…] Woanders macht grad jemand die Welle. Worum geht es? […]
Meine Antwort auf obigen “Pingback”: Meine Güte, danke für diese vor Steilvorlagen nur so wimmelnde Replik. Eine heterosexistischer, selbstgefälliger Stolperstein nach dem anderen. Wer schon als Minderheit rechtlich gleichgestellt sein möchte, soll sich gefälligst daran erinnern wie viel schlechter es ihm noch vor ein par Jahren ging, und mit ein paar doofen Witzen klar kommen, die Gewalt gegen LGBTs gesellschaftlich flankieren, oder was? Post von Wagner könnte nicht einfallsloser daherkommen. Aber macht doch eure “Schwulen, Zigeuner, Juden. Behinderte und Negerwitze” wo ihr wollt, aber lasst euch dabei nicht von einer Tunte erwischen… http://reiserobby.de/homofeindliche-gewalt-in-hamburg-wie-witzig-ist-nico-lumma/