Puh – ist das anstrengend
Trillionen von Indien-Fotos aussortieren schlaucht
Zigfach hab’ ich die Fotos von meiner Indien-Reise im Oktober und November 2011 bereits gesichtet: Jetzt muss ich endlich Nägel mit Köpfen machen und den ganzen Berg des geschossenen Materials aussortieren. Was ist privat, was bleibt für Reiserobby, welche gehen an Print-Medien, das wird heute entschieden. Und natürlich kommen eine Menge in die Tonne, andere wiederum werden archiviert und eine kleine Auswahl davon schafft es heute und in der nächsten Zeit in diesen bunten Post.
Weil Du schön bist
“Hallo, ich bin aus Deutschland, wohnst Du hier im Viertel, darf ich dich fotografieren”, fragte ich diesen jungen Herren im Stadtteil Santacruz in Mumbai. “Ja gerne, aber warum mich?”, lächelt er etwas irritiert. “Weil Du so schön bist, möchte ich das Foto überall auf der Welt herumzeigen”, habe ich frech geantwortet. Der hübsche Sikh mit dem Silberblick hat sich sehr gefreut. Etwas schüchtern traute er sich lediglich ein Lächeln anzudeuten. Sehr schön fürs Foto.
Fresh for Fun
Frischer Saft, gepresst mit einer Drechselmaschine an einem Stand in Mumbia im historischen Fort-Quatier: Diese Art von Erfrischungsgelegenheiten gibt es viele in Mumbai. 7-10 Rupien kostet das große mit sämiger Flüssigkeit gefüllte Glas. Die langen, dicken Zuckerrohrstengel werden in einer mit scharfen Edelstahlmessern ausgestatteten Maschine komplett zerhäckselt. Der Saft fließt in eine Schüssel und wird anschließend durch ein Sieb ins Glas geseiert. Fertig ist die leckere Labsal inmitten der tropischen Hitze der Megastadt. Es schmeckt fruchtig, und zwar zuckerfrisch fruchtig, und süß, ziemlich süß, beinah klebrig erotisch süß.
Kuhkacke vor der Haustür
Kühe sind was ganz tolles, finden viele Inder. Die Hindus unter ihnen huldigen das gehörnte Tier, indem sie den Kot der Milchspender vor der eigenen Haustür liebevoll ausschmücken. Das hübsche Arrangement bringt zudem einen Haufen Glück für all jene ein, die beim Vorüberschreiten den umgeformten, mit Blumen drapierten Kuhfladen erfreut als hübsch erachten. Sehr schöne Sitte. Mach’ ich in Berlin jetzt mit Hundekacke. Mal schauen wie lange ich noch frei herumlaufe.
Viel zu enge Jeans
In der Region Kumbhalgarh, weit draußen vor den Toren Udaipurs, am gleichnamigen Riesen-Fort habe ich diesen süßen Jeanspo fotografiert. Ist natürlich nichts für Magazine, viel zu zotig und deshalb besonders im Kontext zu meinen geplanten Geschichten absolut unbrauchbar. Trotzdem geil. Mein Neffe hat sich übrigens peinlich berührt gezeigt als er seinen Onkel beim heimlichen Fotomachen kalt erwischt hat. “Was kann ich denn dafür, dass der Racker viel zu enge Jeans trägt”, habe ich weise gekontert…
Heiratsmarkt in Kumbhalgarh
Nachdem mein Neffe Andi (17) sich so ungezogen für seinen Onkel fremd schämte, erwischten ihn diese Jungfrauen. Leider konnten die drei Schwestern dann doch nicht den Preis berappen, den ich als Mitgift für den exotischen Frechdachs kassieren wollte. Ein Foto habe ich dann aber noch gemacht. Da stehen die Frauen drauf, so als kleine Wiedergutmachung dafür, dass aus dem Heiratshandel am Fort von Kumbhalgarh doch nichts geworden ist. Viel Glück, Ladies!
Mustafa in Mumbai
Der liebe Mustafa ist 17, arbeitet seit Menschengedenken und verdient aktuell als eine Art “Mädchen für alles” auf Nachtschicht 5000 Rupien im Monat. Dafür schläft der freundliche Rezeptionist auf dem Boden der winzigen Hotel-Lobby, macht sauber, checkt E-Mails, nimmt Buchungen entgegen und erledigt auch nachmittags so allerlei. Noch vor seinem regulären 12 Stunden-Dienst musste er mich und meinen Neffen Andi an der Bushaltestelle im Stadtteil Andheri abliefern, die Tickets kaufen und so lange warten bis endlich der eine Stunde verspätete Bus anrollte – auf nach Udaipur. Mustafa ging wieder arbeiten, einen Tag in der Woche hat er frei. Außer Mumbai kennt er keine andere indische Stadt.