Umweltkatastrophe im Urlauberparadies. Mauritius selbst schuld.

Mauritius

Ölpest mahnt gut sichtbar

Warum, um Himmels willen, importiert ein von der Sonne verwöhntes Land, wo zudem Wasserkraft und Windenergie im Überfluss vorhanden sind, Öl aus Japan? Gier macht dumm. Und statt Photovoltaik setzt das demokratisch regierte Mauritius immer mehr auf Diesel- und Ölkraftwerken zur Gewinnung von Elektrizität. Nun ist das Jammern umso größer, je sichtbarer die schwarze Ölpest die blauen Lagunen im Urlauberparadies vernichtet.Text: Robert Niedermeier, Foto: Twitter-Screenshot

Die Öltankerkatastrophe im Inselsatt Mauritius trifft kein unschuldiges, vom internationalen Kapitalismus gebeuteltes armes Land. Tourismus ist nicht der einzige florierende Wirtschaftszweig, Mauritius ist führend in der Edelstein-Verarbeitung und Bearbeitung sowie dem Handel mit glitzernden Luxus- und Industriegütern. Mauritius hat sich bereits vor Jahrzehnten zu einem erfolgreichen Finanz- und Bankenzentrum im Pazifik gemausert und ist nach wie vor ein Spitzenexporteur von raffiniertem Zucker, Alkoholen und anderen Erzeugnissen aus der Rohrzucker-Agrarproduktion. Mauritius ist ein geographisch kleiner aber monetär bedeutender “Global Player” der Weltwirtschaft. Die Bevölkerung konsumiert in- und ausländische Produkte, lebt in Frieden, Freiheit und Wohlstand und steht wie wir alle in der modernen zivilisierten Welt ständig unter Strom.

Mauritius: Elektrischer Strom aus fossilen Brennstoffen

Erneuerbare Energien und klimaneutrale Energieträger sind in Mauritius ohne Ende zur Erzeugung von Elektrizität verfügbar: Sonnen- und Windenergie, aber auch Ethanol  und Wasserkraft-Reserven – maritim und im Inland des wirtschaftsliberalen, demokratischen Inselstaates. Wenn jedoch Touristin* in Mauritius im schönen Hotel unweit des Traumstrands das Zimmerlicht anschaltet, stammt der dafür benötigte Strom mit höchster Wahrscheinlichkeit aus einem stickstoffstark schmutzigen, klimaschädlichen Öl-, Diesel- oder Kohlekraftwerk, welche auf der Hauptinsel wenig schöne nachhaltige Schäden am “Urlauberparadies” anrichten. Dominante 80 Prozent des Energiebearfs deckt Mauritius mit fossilen Energieträgern. Erdöl- und Kohlen allesamt aus Übersee importiert – direkt aus oder via Australien, Europa, dem nahen afrikanischen Kontinent, der arabischen Welt und eben japanischen Öldealern. Statt intelligent auf Nachhaltigkeit, wurden auf kurzfristig billige Lösungen zur Energieversorgung gesetzt.

Klimawandel: Mauritius hat sich als Mittäter selbst zum Opfer gemacht

Einige Jahrzehnte ging schließlich alles halbwegs gut. Mauritius ward bislang von schwerwiegenden Umweltkatastrophen verschont geblieben. Die Schäden, die das giftige Erdöl, welches seit zwei Wochen aus dem havarierten Tanker anrichten, kommt Mensch und Natur teuer zu stehen, sind über Jahrzehnte hinweg irreversibel. Tja, sorry, selbst schuld. Das ist gemein? Ja, aber die Fakten sind erschreckend. Anstatt den Anteil am Energieverbrauch von fossilen Brennstoffen zu reduzieren, geschah politisch gewollt das Gegenteil. Parallel zum neoliberalen Zeitgeist in den Neunziger- und frühen Nullerjahren wurde der Anteil erneuerbarer, traditionell genutzten Energien drastisch gesenkt. In einem Zeitraum von wenigen Jahren von fast 50 Prozent auf magere 11,5 Prozent im Jahre 2015. “Im folgenden Chart wird der prozentuale Anteil von 1990 bis 2015 dargestellt: Länderdaten.info.” Nun, das Risiko, welches der Import von Diesel und Öl birgt, wurde geleugnet. Gleichzeitig verfünffachten sich die CO2-Emissionen, von der Bevölkerung und Besucherinnen* in Verkehr, Heim und auf Arbeit verursacht, seit den Achtziger Jahren. Mauritius ist Opfer vom Anstieg der Weltmeere, extremen Wetterphänomenen und Mittäter beim vom Menschen gemachten Klimawandel. Mögen die für alle Welt gut und deutlich sichtbare schwarze Ölpest im Urlauberparadies, die frei wählende Bevölkerung von Mauritius zum Umdenken bewegen. Geld und Ressourcen für die Energiewende sind vorhanden.

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Robert Niedermeier, Journalist (Reise, Lebensart (Food), Gesellschaft)
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