Rostrot, senfgelb und königsblau leuchten die Fassaden der Wohnhäuser auf der Calle del Torno. Im ockerfarbenen Licht bricht sich in Cartagenas historischem Viertel San Diego die karibische Nachmittagssonne.
Die Perle der Karibik bietet Geschichten von Piraten und Abenteurern
„Ich bin ein bisschen verliebt in die Perle der Karibik“, schmeichelt Sara Pührerfellner die fünftgrößte Stadt Kolumbiens. In einem Straßencafé nippt die aus einem Dorf bei Freistadt stammende junge Frau an einer guten Tasse Kaffee. Rund um die Plaza de San Diego mit ihren vielen Straßenhändlern birgt jeder Altstadt-Winkel Jahrhunderte alte Geschichten: Über Seeräuber und Abenteurer, die in Cartagena de Indias ihr Glück oder Verderben fanden. Im 16. Jahrhundert steigt die heute knapp eine Millionen Einwohner zählende Stadt zum Handelszentrum auf, wird zerstört, neu errichtet und schließlich mit einer monumentalen steinernen Festungsmauer umringt. „1984 wurde das komplette Zentrum von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt“, erzählt die blonde Österreicherin, die sich nicht satt sehen mag an der Pracht der Stadt.
Cartagena: Mit der Kutsche durch die Altstadt
Schimmerndes Gold, grüne Smaragde und der Sklavenhandel machten die Stadt reich: „Heute ist es der Tourismus, der die Pesos rollen lässt“, weiß Pührerfellner, die der Liebe wegen nach Kolumbien zog und seit 2010 für ein deutsches Tourismusunternehmen tätig ist. Noch 2012 steht die Hochzeit mit dem Auserwählten in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá an. Ob mit Hochzeitskutsche, das weiß sie noch nicht. Jetzt geht es erst einmal mit einem Einspänner zum „Platz der Kutschen“; vorbei an einer Bilderbuchkulisse ins Barrio el Centro. Aristokratisch anmutende Stadtpaläste mit Balustraden ziehen vorüber, die hölzerne, mit Blumen geschmückte Holzbalkone tragen.
Der mächtigen Festung entgegen: “Zeit zum Shoppen.”
Scharen von zumeist amerikanischen Kreuzfahrt-Touristen kommen ihr entgegen als die frisch Verlobte sich nahe des mächtigen Stadttors Puerta del Reloj entlang der mächtigen Stadtmauer bis zu den Arkaden des Portal de los Dulces kutschieren lässt. Der Stadtgründer Pedro de Heredia posiert in Bronze gegossen inmitten des quirligen Platzes. Dahinter reckt die barocke Kuppel der Kathedrale ihre gelb getünchte Spitze in den blauen Abendhimmel. „Zeit zum Shoppen”, findet Sara, schreitet vorbei an kleinen Souvenir- und Krämer-Läden, wo farbenfrohe Blumenkörbe, samtweiche Wollwaren, tropisches Obst und exotische Gemüse ihre Abnehmer finden. Saras Spürnase jedoch entdeckt in den reichhaltigen Auslagen das duftende Gold der Anden-Nation: Hochlandkaffee aus dem berühmten Kaffeedreieck bei Salento. Zwar hat die junge Frau bereits das ganze Land bereist, ausgerechnet die Kaffeezone zwischen den Departments Quindío und Alcalá, in dem das malerische 5000-Einwohner-Städtchen zwischen hohen Bergen ruht, hat sie noch nicht gesehen.
Mit der Propeller-Maschine über die Kordilleren
Dabei dringen immer mehr Besucher mit Propellermaschinen von Cartagena, dem Tor Kolumbiens im Norden, schnurstracks ins südlich gelegene Herz der lateinamerikanischen Nation vor. Das hat auch Antonio Varela festgestellt: Nicht zum ersten mal überquert er die karibischen und westlichen Kordilleren und beschreibt stolz die Topografie seiner Heimat. „Drei große Bergmassive, die sich 5000 Meter über den Meeresspiegel erheben, durchziehen das Land”, sagt der 34-jährige Solarunternehmer, der sein nahezu akzentfreies Deutsch als Student in Hamburg gelernt hat. In Deutschland gründete er den Verein „Sonne für Dich e.v.“ und setzt sich nach wie vor für nachhaltigen Tourismus ein: „Besonders der Öko-Tourismus gewinnt an Boden“, freut sich Tony. Immerhin bietet seine Heimat auf 1140000 Quadratkilometern viel Natur. Von den größtenteils unberührten Küsten am Pazifik und Atlantik bis in den Dschungel im Amazonasgebiet reicht die Vielfalt. „Mit dem Bus wären wir abenteuerliche 22 Stunden unterwegs“, sagt Varela noch, dann landet der Flieger in Armenia.
Nahe Salento fließt der Quindío durch das weite Tal
„Bevor es dunkel wird, sollten wir Salento sehen“, rät Varela. Das malerische Städtchen liegt auf 1900 Meter Höhe im Kaffee-Dreieck unterhalb des Quindío-Massivs. Akkurat verläuft die autofreie Hauptstraße an flachen, mit tönernen Dachziegeln bedeckten bunten Häusern vorbei, die allesamt mit feinem Moos bewachsenen sind. Vom Fuße des Hausberges Alto de la Cruz bis hinunter zum Dorfplatz: „Ein ultimatives Postkarten-Idyll“, urteilt Varela. Seine Begleiter nicken und haben sich mit allerlei Textilien, Hüten oder Handwerkskunstwaren eingedeckt, die links und rechst des Weges von freundlichen Lädchenbesitzern feilgeboten werden.
Mit dem Jeep und hoch zu Ross durch das Cocora-Tal
Am nächsten Morgen flattern die bunten Ponchos im Wind und ein Sombrero sucht das Weite als die Touristen-Gruppe aufgeteilt in drei Jeeps das gigantische Cocora-Tal durchstreift, dabei zweimal den Quindío-Flusslauf überquert und stets staunt. Mächtig sind die 3000 Meter hohen Berge, weit ist die Aussicht und winzig klein wie Blattläuse wirken die Pferde und Milchkühe auf den tiefgrünen Weiden. Überall ragen die einzigartigen Wachspalmen bis zu 60 Meter rank und schlank in die Höhe. Als es über die Schotterpiste mit dem Jeep nicht mehr vorwärts geht, sitzt Varela am schnellsten von allen auf einem gesattelten Pferderücken. Doch nach einer knappen Stunde ist der Reitpfad kaum noch auszumachen. Tagelang ginge es nun weiter durch die Wildnis, hinein in die dichten Nebelwälder des Nationalparks Los Nevados. Aber die Gruppe kehrt um. Denn Marino Toro Ospina hat nahe des Restaurants „Bosque de Cocora“, wo frische Forellen zubereitet werden, ein Wachspalmen-Ritual vorbereitet.
Ein Ritual für die Wachspalmen und Kaffee frisch vom Busch
Nach gutem Essen werden uralte Gebete gesprochen und ein halbes Dutzend Setzlinge mit frischem Wasser begossen. „Auf das sie gedeihen“, schließt der Indio Ospina sein Ritual und Naturfreund Varela zeigt sich zufrieden: „Das nenne ich Nachhaltigkeit.“ Unweit in Alcalá, im Grenzgebiet zur Provinz Valle del Cauca, blühen indes die weißen Blüten der Kaffee-Sträucher. Experte Uriel Jiménez Aguirre geht schonend mit den wertvollen Pflanzen um. Der ehemalige Kaffeebauer führt interessierte Gäste seit einigen Jahren über die Bio-Kaffeefarm der Finca Bosque del Samán, erklärt Schritt für Schritt wie aus den roten frischen Kaffeefrüchten eine gute Tasse aromatischen Kaffees hergestellt wird. „Das ist besser als die harte Arbeit auf den Feldern“, lächelt Uriel inmitten des üppigen Grüns in zerklüftet hügeliger Landschaft.
Kaffee von der Bio-Finca Bosque del Samán duftet noch in Cartagena
Bald schon werden sie, gereift und geröstet, ihren Weg in die Welt finden – auch in die weitaus wärmere Karibik-Bucht von Caratgena. Dort hat Sara sich derweil entschieden. Sie kauft am Plaza de los Coches zwei prall gefüllte Päckchen mit feinstem Arabica-Kaffeebohnen. Eines davon öffnet sie sofort. Das kräftige Hochland-Aroma vom anderen Ende Kolumbiens entweicht: „Kaffee, sagt die Blonde, verdreht schwärmerisch die Augen, „das ist noch ein Grund sich in Kolumbien zu verlieben.“
Den Artikel habe ich leider nicht gelesen, aber beim Übefliegen der Infobox auf der rechten Seite ist mir aufgefallen, dass auf Barrierefreiheit leider keine Rücksicht genommen wurde.
Das ist doch mal zumindest eine Petition wert…
Sehr schöne Seite.
Danke fein.
Ach, ich liebe Kolumbien und das nicht nur wegen des guten Kaffees 😉 Schöner Artikel über mein liebstes Reiseland! LG, Madlen
[…] prima zum Füllen. Den Namen verdankt das vornehmlich in Venezuela sowie den Nachbarländern Kolumbien und Ecuador bekannte bolivarische Nationalgericht einem speziellen Ofen: Der Aripo ist ein […]
[…] jetzt werde ich gleich noch sentimental. In Nostalgie und auch in Erinnerungen ans Kaffeeland Kolumbien schwelge ich bereits. Ja, ja, wie sich der Zeitgeist doch wandelt. Heute spricht jeder vom […]