Der Putschversuch in der Türkei und die Reaktion danach führt auch in der BRD zu politischen Konflikten. AfD- und AKP-Faschisten suchen gemeinsam die Konfrontation zwischen Deutschen und Türken. Doch es geht nicht um Volk versus Volk, vielmehr gehen Volksempfinden und Chauvinismus gegen Ratio und Humansimus vor. Statt einem Erdogan mit kühler Nonchalance zu begegnen, tönt es nicht minder schrill aus Deutschland zurück. Die Verrohung der politischen Kultur ist die Folge eines europaweiten Rechtsrucks.
Reaktionäre Nationalisten sind mir persönlich ein Gräuel. Deutsche Chauvinisten gehen mir als Deutscher noch mehr auf die Nerven als türkische, obwohl natürlich auch türkischstämmige Faschisten antisoziale Politsoziopathen sind. Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Die Nationalisten und Kulturchauvinisten von AKP/Graue Wölfe und AFD/ Dritter Weg sowie auf bürgerlich getrimmte Kameraden in Volksparteien schüren beim Anheizen der Konflikteskalation Ressentiments, tönen mit Plattitüden und werten politische Gegner auf persönlicher Ebene ab statt zu deeskalieren. Das muss aufhören.
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Die neun Stufen der Konflikteskalation nach Glasl
1. Verhärtung: Die Standpunkte verhärten sich und prallen aufeinander. Das Bewusstsein bevorstehender Spannungen führt zu Verkrampfungen. Trotzdem besteht noch die Überzeugung, dass die Spannungen durch Gespräche lösbar sind. Noch keine starren Parteien oder Lager.
2. Debatte: Es findet eine Polarisation im Denken, Fühlen und Wollen statt. Es entsteht ein Schwarz-Weiß-Denken und eine Sichtweise von Überlegenheit und Unterlegenheit.
3. Aktionen: Die Überzeugung, dass „Reden nichts mehr hilft“, gewinnt an Bedeutung und man verfolgt eine Strategie der vollendeten Tatsachen. Die Empathie mit dem „anderen“ geht verloren, die Gefahr von Fehlinterpretationen wächst.
4. Images/Koalitionen: Die „Gerüchte-Küche“ kocht, Stereotypen und Klischees werden aufgebaut. Die Parteien manövrieren sich gegenseitig in negative Rollen und bekämpfen sich. Es findet eine Werbung um Anhänger statt.
5. Gesichtsverlust: Es kommt zu öffentlichen und direkten (verbotenen) Angriffen, die auf den Gesichtsverlust des Gegners abzielen.
6. Drohstrategien: Drohungen und Gegendrohungen nehmen zu. Durch das Aufstellen von Ultimaten wird die Konflikteskalation beschleunigt.
7. Begrenzte Vernichtungsschläge: Der Gegner wird nicht mehr als Mensch gesehen. Begrenzte Vernichtungsschläge werden als „passende“ Antwort durchgeführt. Umkehrung der Werte: ein relativ kleiner eigener Schaden wird bereits als Gewinn bewertet.
8. Zersplitterung: Die Zerstörung und Auflösung des feindlichen Systems wird als Ziel intensiv verfolgt.
9. Gemeinsam in den Abgrund: Es kommt zur totalen Konfrontation ohne einen Weg zurück. Die Vernichtung des Gegners zum Preis der Selbstvernichtung wird in Kauf genommen.
Vgl. Friedrich Glasl: Konfliktmanagement. Ein Handbuch für Führungskräfte und Berater. Bern / Stuttgart 1990 (2 Aufl.). (Quelle: http://www.friedenspaedagogik.de/materialien/kriege/kriegsgeschehen_verstehen/krieg/konflikteskalation/die_neun_stufen_der_konflikteskalation_nach_glasl