Rezept gegen Rechtspopulismus: Reisen macht tolerant und beugt Rassismus vor

Deutschland

Umerziehung statt Umma

Niemanden in der Bundesrepublik Deutschland geht es so schlecht, dass er aus lauter Verzweiflung zum Nazi werden muss. Trotzdem feiern Parteien mit Nationalismus, Rassismus und Chauvinismus Erfolge. Was tun - mehr verreisen, Urlaub auf Staatskosten für rechte Deutsche?Text: Robert Niedermeier

Was Rechtspopulismus ist, wissen wir ja nun alle. Die Frage ist, was dagegen tun? Die Antwort bei den Rechten zu suchen, ist natürlich ein Griff ins Klo. Das von liberal-konservativen Apologeten ausgerufene “Ende der Geschichte” war eine infame Lüge und Nationalismus ist das Problem. Manch Reiseblogger empfiehlt derweil, öfters mal zu verreisen, ferne Länder und fremde Kulturen kennenzulernen, um Fremdenangst ab- und Toleranz aufzubauen. Juchu. Urlaub für alle. Die Leute jedoch, die sich das Reisen leisten können, sind aber eh weniger anfällig für braune Rattenfänger.

Es sind die Rattenfänger, die sich auf dem Ausländerhasserstrich eine goldene Nase verdienen, Bücher verscherberln, Gastreden schwadronieren, Spenden kassieren und ihre “Follower” andersartig schröpfen.

Ansonsten bin ich der festen Überzeugung. Im nach wie vor vorhandenen Sozialstaat BRD kann es niemanden so schlecht gehen, dass er aus lauter Verzweiflung die AfD-Nationalfaschisten wählt. Selbst um in die Obdachlosigkeit zu geraten, muss man sich schon regelrecht “anstrengen”. Keine Hilfe annehmen, entweder, weil person nicht in der Lage ist Beratungsstellungen zu kontaktieren oder keine Behörden aufsuchen möchte.

Sicher, es gibt Vieles zu verbessern, aber selbst enorme finanzielle Verbesserungen für die Mittel- und sogenannte “Unterschicht” wird die AfD nicht stoppen. Sie speist ihre Kraft nicht aus dem Leid, dass allenthalben in Deutschland herrscht. Das gibt es nämlich so gut wie gar nicht. Die AfD speist sich aus der Kraft des Völkischen und daraus mündenen Chauvinismus und Rassismus. Das Völkische gaukelt dem “Volk” eine soziale Gemeinschaft vor, doch grenzt sich lediglich ab. Ähnlich wie bei Islamisten der Umma-Mythos. Doch es bleibt eine Frage der Umverteilung, wie der Staat sozialen Zusammenhalt und Solidarität fördern kann.

Es bleibt also dabei: Mehr Sozialismus wagen… Dazu gehört im postpostmodernen Zeitalter nicht die Enteignung aller Besitzenden. Das ist reaktionär. Die Besitzenden gehören in die Pflicht genommen, wie es das bundesdeutsche Grundgesetz auch vorsieht. Der Staat muss den Gering- und Garnichtsverdienern auch nicht mehr Geld in die Hand drücken, sondern vielmehr Geld in die Hand nehmen, um das Sozialwesen, die Betreuung, Mobilität, die Pflege, die Bildung von Kindern und Erwachsenen, das Gesundheitswesen und den Sozialen Wohnungsbau in Städten und auf dem Land kreativ und fortschrittlich human auszubauen. Apropos Landarbeit. Das platte Land nicht vergessen, die Reanimierung des Dorflebens modern zu denken, ist auch für Städter attraktiv.

Vornehmlich auf Eigen- und Selbstinitiative zu setzen, ist indes schlicht antisozial. Die Leistungsträger sind der starke Arm, der für die Schwachen mitarbeitet. Wer das nicht versteht, gehört nicht zu Deutschland. Der schlanke Staat indes ist lediglich ein Kampfbegriff der Neoliberalen, denen es recht ist, wenn Menschengruppen sich im Verteidigungsmodus gegen die jeweils anderen wähnen. Rechtspopulisten schlachten das gnadenlos aus. Wir brauchen deshalb den starken Sozialstaat – gegen rechtsreaktionären Nationalchauvinismus. Volksverhetzer wegsperren ist nicht genug. Education (Bildung und Erziehung) und der Aufbau eines lebendigen Sozialwesens (Community Building) sind die Zutaten des Rezepts gegen rechts. Und mindestens einmal im Jahr Urlaub für alle. Mit lieben Grüßen an Frau Kipping.

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Robert Niedermeier, Journalist (Reise, Lebensart (Food), Gesellschaft)
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