(Update, 13.09.2013 s.u.)Heute kurz nach Feierabend bin ich wie so oft rüber zur Tempelhofer Freiheit. Das ist der Ex-Flughafen Tempelhof mitten in Berlin, der seit drei Jahren geschlossen und seitdem rege von den Anwohnern und Besuchern als herrlich weite Freifläche genutzt wird. Mit allerlei Einfallsvermögen, Abenteuerlust und kreativem Tatendrang haben die Anwohner und Menschen aus den Nachbarkiezen die “Brachfläche” in ein naturnahes Freizeit-Refugium umgewandelt. Es ist ein kleines Paradies entstanden, aus dem geschaffen, was der Flughafenbetrieb hinterließ: Eine riesige Wiesenlandschaft, wenige Bäume, Sträucher, alte Gemäuer und die asphaltierten Rollfelder werden seitdem von mobilen Gärtnergemeinschaften, Skatern, Kitern oder Fahrradfahrern als Sportstätte und landwirtschaftliche Fläche oder einfach nur zum Faulenzen genutzt.
Einsicht ist kein hohler Kletterfelsen, meinen auch die Anwohner
Auch heute genoss ich den Anblick vom zauberhaften Spiel aus Licht und Schatten und den weiten freien Blick in die Ferne. Schön war es, den Drachenseglern zuzuschauen, das üppige Grün in den “mobilen” Gartenbeeten des Allmende-Kontors oder die untergehende Sonne zu bestaunen. Auf dem Rückweg las ich es dann, an einem Kiosk im Schillerkiez, auf einem Plakat der Berliner Morgenppost: “Die Tempelhofer Freiheit bleibt wild”. Wunderbar, keine Millionen für eine künstliche Parklandschaft, kein hohler Kletterfelsen… Senator Müller möchte jetzt lieber behutsam und im Einverständnis mit den Bürgern planerisch sinnvoll vorgehen. Schön, dass knappe Kassen, so viel Einsicht ermöglichen. Ein schöner Tag für Berlin!
Zur Feier des Tages – ganz frisch ein Wackelvideo vom heutigen THF-Besuch!
UPDATE (13.09.2013)
Randbebauung ab 2016, 100% Tempelhofer Feld-Volksentscheid
Spätestens ab 2016 wird es für Stadtgärtner eng: „Wir wollen auf dem Tempelhofer Feld zeigen, dass es auch möglich ist, in der Innenstadt bezahlbaren Wohnraum zu bauen“, sagt Bausenator Müller zum geplanten Neubausiedlungen auf dem ehemaligen Flughafen. Die Bebauung startet 2016: 4.200 Wohnungen sollen auf dem Feld entstehen, 1.700 davon am Tempelhofer Damm. 230 Hektar des 300 Hekar großen Feldes blieben als Grün-, künftige Wasser- und Freifläche erhalten. „Wir werden diese Wohnungen vor allem an Wohnungssuchende mit einem Wohnberechtigungsschein vermieten“, versichert Stadt-und-Land-Geschäftsführer Ingo Malter, doch die Vereinbarung gilt bislang lediglich für den ersten Bauabschnitt am Tempelhofer Damm. Viele Neuköllner sehen der Bebauung am “Sunset-Boulevard” Oderstraße mit Argwohn entgegen. Sie befürchten, dass der Neubau von Luxuswohnungen den Mietspiegel im gesamten Schillerkiez weiter nach oben treibt. Die Bürgerinitiative 100% Tempelhofer Feld macht sich indes Sorgen ums günstige Mikro-Klima, der Feldlerche und der innerstädtischen Naturlandschaft allgemein, möchte sich keinesfalls mit nur knapp 77 Prozent Freifläche zufrieden geben. Am Samstag startet das Bürgerbegehren gegen eine Bebauung und für 100% Tempelhofer Feld.