Typisch rechte schlechte Eigenschaften sind Misogynie und Militarismus. Felix Krautkrämer, Texter von artikelähnlichen Pamphleten und Redakteur der rechtsradikalen, nationalfaschistoiden Postille Junge Freiheit, vereint beides kongenial in einem inhaltlich saudummen und zudem im Kern homophobischen Tweet-Traktat.
Friedlich ausgetauschte Zärtlichkeit widert Militaristen offenbar an
Vielen Neorechten und anderen rechtsradikalen Kameraden gefällt Krautkrämers Empörung vortäuschendes Twitter-Geschnattere gegen die freundschaftliche Geste prompt. Die wenige Millisekunden andauernde Szene, die Verbundenheit zwischen zwei konservativen Parteifreundinnen (CDU) und Spitzenpolitikerinnen (Ursula von der Leyen ist frisch zur neuen EU-Kommissionspräsidentin gewählt worden) zum Ausdruck bringt, erregt hundertfach die rechten Gemüter. Das kann passieren, weil variierte Formen von Homophobie und Sexismus bei Rechtsextremen eben zu häufig auf regen Anklang stoßen. Was genau in den Köpfen vorgeht, beim Anblick von zwei Damen, die sich an den Händen zueinander zugeneigt touchieren, ist komplex. Händchenhalten als Respektlosigkeit gegenüber Soldaten zu denunzieren, zeugt jedoch von einem homophobischen Affekt, der sich ins breit gefächerte Sexismuspektrum einordnen lässt. Auch sonst: Friedvoll ausgetauschte Zärtlichkeiten widern dem maskulistischen Durchschnittsrechten im SoMe-Tümpel regelrecht an und auch ein Felix Krautkrämer kritzelt via Twitter plump polemisierend ins Internet:
“Ich verlange ja gar nicht, daß Kramp-Karrenbauer und von der Leyen die Ehrenfomation bei der Amtsübergabe im Stechschritt abschreiten, aber Händchenhalten vor Stabsoffizieren und Generälen? Da braucht man sich über mangelnden Respekt der Truppe nicht wundern.“
Wenn Soldaten mehr Hand in Hand gingen, anstatt Hitlergruss zu zeigen, wäre zumindest mit deutlich wohler.
— alcesmoose (@alcesmoose) July 18, 2019
Übrigens: Homophob attackierte Menschen müssen nicht zwangsläufig homo- oder bisexuell sein, um von Homophoben homophob respektive sexistisch motiviert attackiert zu werden. Zurück zum Macho-Tweet: Der sich gerne kernig auf Twitter im “Seebär”-T-Shirt präsentierende Schreiberling fürs rechte Milieu scheint beim Kampf um Aufmerksamkeit im Twitterverse, gekonnt dem Maskulismus anheim zu fallen. Der Erfolg scheint ihm innerhalb der nationalistischen Filterblase Recht zu geben. Ellenlang der Thread vollgeschmiert mit ultrakonservatistischen Empörungsarien und frauenfeindlichen Ergüssen. Was das ist #Maskulismus, erklären seriöse Radio-Journalisten vom Deutschlandfunk und folgern:
“Ein Beispiel: Gewalt gegenüber Frauen ist ein ernsthaftes Problem. 2016 waren laut Bundeskriminalamt 82 Prozent der Opfer partnerschaftlicher Gewalt weiblich.” Weiter im Text: “Es braucht Begriffe wie Patriarchat, Feminismus und Maskulismus, um Machtstrukturen analysieren zu können. Gleichzeitig kann das den Blick verengen und Fronten aufmachen. Fest steht: Diejenigen, die auf Seiten wie WikiMANNia und „Wie viel Gleichberechtigung verträgt das Land“ ihr Unwesen treiben, haben keine Mehrheit.” Strenger geht Michel Friedman mit rechtsradikalen Männern ins Gericht, er meint, die Mehrheit dürfe solchen rechten Kameraden gar nicht zu Wort kommen lassen: “Und eine Konsequenz ist dann die Ächtung, warum nicht?“, fordert der deutsch-französische CDU-Politiker und Journalist Friedman in einem sehenswerten antifaschistischen Beitrag der Tagesschau-Redaktion..
Tweet-Thread: Ein Blick tief in die Seele von besorgten Deutschnationalen
Maskulismus und offenbar auch Homophobie gepaart mit überhöhtem Nationalismus und schwerst reaktionären Militarismus ist das wahre Problem des rechtsextremen Mannes. Und dieser Typus ist gefährlich. Nicht allein für Frauen oder schwule Männer, sondern für die Demokratie in unserer liberalen offenen Gesellschaft. Wer dem Thread von Krautkrämers Tweet folgt, blickt tief in die Seele arg besorgter Deutschnationalen. Das System der liberalen BRD zu zerstören, ist auch Wunschziel der rechtsradikalen Neurechten um Götz Kubitschek und großen Teilen der vom Verfassungsschutz nach dem Rausschmiss Maaßens zum Prüffall erklärten AfD.ernaziparteifinte. “Weibisches” (…) passt nicht ins rechte Mosaik. Musste auch der rechtskonservative AfD-Sympathisant Dr. David Berger neulich erst im virtuellen Schnellroda-Dunstkreis erfahren. Soweit zur Homophobie respektive Misogynie bei mutmaßlichen Militaristen, denen eine eigenartig korpsgeistige Vorstellung von Respekt zu eigen ist. Doch: Wie wahr ist überhaupt, die von Krautkrämer in seinem respektlosen Tweet getätigte Aussage, die beiden Politikerinnen würden dort vor Generälen beim “Händchenhalten” zu sehen sein? Auf dem Foto sehen wir eine Nahaufnahme der von Krautkrämer inkriminierten Berührung. Man sieht die Wahrheit…
Maskulisten-Fehler? Bitte beim “Händchenhalten” keine Faust ballen
Die beiden CDU-Granden halten gar kein Händchen. Tatsächlich umklammert die gerade feierlich proklamierte Verteidigungsminsiterin die geballte Faust von Frau von der Leyen. Das geschieht für einen kleinen Moment, der, wie jeder normaldenkende Fernsehzuschauer mit eigenen Augen sehen kann, keine zwei Sekunden andauert, als soeben die Bundeswehr-Kapelle vorbeidefiliert und zu einem Marsch aufspielt. Ein kurzer Augenblick der spontanen Freude ergänzt den kurzen Griff Kramp-Karrenbauers zur von der Leyens hurtig zur Faust geballten Hand. Na und? Mehr peinlich als lustig ist allerdings, dass Krautkrämer so tut, als wisse er nicht, wie die Sache mit dem Händchenhalten korrekt vonstatten ginge. Abtreten.
P.S. Wo der selber rechte Dr. David Berger recht hat…
“Der #IB geht es nicht um Kritik am Islam oder gar um einen Kampf gegen die Islamisierung, sondern um Wiederaufrichtung eines starken, illiberalen, autoritären Staates – wie wir ihn derzeit vor allem aus der islamischen Welt kennen.” (David Berger-Tweet)
P.S. Ob Höcke ein Nazi ist, wird diskutiert, zum Thema springt Felix Krautkrämer wie bestellt eine Beleidigung leugnend, dem profilierten AfD-NationalFaschisten, engagierten Nazischützer und versierten Kinder-Bepöbler Andreas Kalbitz zur Seite…
Wo genau ist da jetzt eine "Beschimpfung" des Schülers rauszulesen?
— Felix Krautkrämer (@krk979) August 19, 2019