Ein Viertel wird schöner und es sind die Künstler, die urbanen Gärtner und progressive Mitglieder der lesbisch-schwulen Szene, die im ehemals als gefährlich geltenden East London Pionierarbeit leisten. Östlich der etablierten Unterhaltungs-Quartiere von Londons Zentrum sind die Mieten für Wohn- und Arbeitsraum noch relativ preiswert. Das nahe gelegene brandneue Olympische Dorf freilich, erbaut für die Sommerspiele 2012, wird bei alt eingesessen Bewohnern gleichermaßen als Brandbeschleuniger der rasanten Gentrifizierung gescholten und gelobt… Auszug aus London-Reportage.
Hackney: Streetart im Osten Londons
Griffin sieht die Entwicklung hin zu mehr Freundlichkeit kritisch: “Ich verdiene Geld durch das hohe Interesse an Hackney, aber wenn sich immer mehr schicke Cafés ansiedeln und teure Lofts bewohnt werden, leidet schon bald die Subkultur an steigende Mieten.” Bislang hat Hackney seinen rauen Charme nicht verloren. An der Scrutton Street stößt Griffins Trupp auf Probs. Der Steetartist balanciert auf seinem wackeligen Gerüst und sprayt was seine Farbdosen hergeben. Düstere, aggressive Energie strahlt sein Wandgemälde aus. “Keine Fotos”, motzt er von der Leiter herunter. Griffin grüßt nett und beruhigt seine Tour-Teilnehmer: “Kein Problem, das ist ein alter Reflex aus Zeiten, als Graffiti hier noch unter Strafe stand.” Auch Griff wurde mal verhaftet. “Da war ich noch ein Teenager, heute haben die Politiker jedoch erkannt, dass Kunst einen Wert besitzt, der sich auf Dauer auch finanziell bezahlt macht.”
Wiederveröffentlichlichung auf ReiseRobby.de: Der City-Gärtner
Update_06. September 2021: Verschwulter, aber sehr authentisch berichtete ich auch im Siegessäule-Reisemagazin Queer-Travel und auf Queer.de über den schwulen Pothole-Gardener Steve Wheen. Die gedruckte Auflage von Queer Travel ist womöglich längst vergriffen, die Online-Publikation vom Netz genommen worden, weshalb Robert Niedermeier die ausgesprochen schöne Queer Travel-Reportage hier auf ReiseRobby.de mehr als neun Jahre später wieder veröffentlichte.