(Updates s.u.) Heute fiel mir dieses Minigarten-Beet im Norden Neuköllns ins neugierige Auge: Samt Bohnen aus Äthiopien, liebevoll in einem Berliner Einkaufswagen angelegt. Ich habe den smarten Trend-Mix aus Street-Art und Urban Gardening spontan geknipst und twitterte: “Feed the World”. Mir gefällt die subtil gesendete, aber gleichwohl klare Botschaft, die das mobile Kunstwerk vom “Ethiopian Kitchen Garden Project” an Anwohner und Besucher richtet. Scheinbar verloren und überflüssig steht der Einkaufswagen als Symbol unserer westeuropäischen Konsum- und Überflussgesellschaft auf grauen Pflasterstein herum. Zugleich bietet das in Supermärkten viel genutzte Metallkonstrukt auf Gummi-Rädern ausreichend Platz für einen kompletten Küchengarten einer mehrköpfigen äthiopischen Familie.
Zwischenstand und Zwischenruf: Garten wuchert, Homo-Hass eskaliert
Doch Solidarität kennt Grenzen, keine Verständnis bringe ich für das Verbot homosexueller Handlung auf, Hetze und Hassattacken gegen homosexuelle oder als lesbisch oder schwul denunzierte Personen sind an Tagesordnung, Gewalt gegen Frauen stößt hingegen in Äthiopien auf breite gesellschaftliche Akzeptant. Doch das ist ein anderes Thema… BTW: This Blogpost is made by homosexual lovers!
Neukölln: Fußweg zum Aldi als Foto-Safari
Trotzdem: Schaue fortan öfters bewusst an der kleinen Verkehrsinsel vorbei, möchte künftig neue Fotos schießen, um zu dokumentieren, wie gut die Kongo-Bohnen und diversen Kräuter gedeihen werden. Schließlich liegt der urbane Garten direkt auf meinen täglichen Fußwegen zum Aldi und Tabakladen, zur Döner-Bude oder halt zu meinem Liebsten Richtung Tempelhofer Freiheit. Mal schauen, wie es sich entwickelt… Hoffentlich fällt das hübsche Beet keinem Vandalismus oder Übereifer von Ordnungshütern zum Opfer, sondern wird stets gegossen und, dem wollweißen “Käfer” am Straßenrand gleich, nicht allzu schnell wieder fortgerollt. Für mich setzt der in Bast gewickelte Garten an der Ecke Mittelweg/Leykestraße nämlich ein deutliches Zeichen – fürs Hinschauen und gegen die “globale Gleichgültigkeit”.
Blumiger Angeber-Einkaufswagen-Blütengarten aus Rixdorf
Äthiopische Ansichten in Berlin-Neukölln
Am nächsten Dienstag, den 09.07.2013 um 12.17 Uhr, bin ich erneut vor Ort: Die kleine Tafel mit der Aufschrift “Kongo-Beans” ist etwas verrutscht, der Boden zu trocken, ansonsten lässt man den Einkaufswagen in Ruhe, der alte VW-Käfer steht ebenso unbehelligt an gleicher Stelle herum. Werde mich am Nachmittag aufmachen, um etwas Wasser zum Mini-Beet zu bringen. Gießen kann schließlich nicht schaden. Vorhin habe ich zudem das Schild wieder ordentlich hingestellt. Womöglich wurde es vom Wind umgestoßen. Oder: Die in meiner Nachbarschaft reichlich vorkommenden Raben könnten sich an der Hinweis-Tafel zu Schaffen gemacht haben. Ich weiß natürlich auch, dass ich mich damit als neutraler Beobachter disqualifiziere. Doch ich konnte schon als Kind nicht begreifen, wie Kameraleute stoisch drauf halten können, ohne helfend einzugreifen. Nun, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Wasser, Licht und Wärme: Um 17.32 Uhr desselben Sommertages Uhr gießt mein Liebster Wasser über die Bepflanzung. Die Sonne brennt. Der 09.07.2013 ist ein wirklich heißer Tag in Berlin-Neukölln: “Ich entferne das Label, die Planzen mit einer Coca Cola-Flasche zu gießen, käme in diesem Kontext blankem Zynismus gleich”, wirft mein Liebster zuvor noch politisch korrekt ein. Dann endlich geschieht es: “Kongo-Beans get some Water…”
Selbsternannter Blockwart der Herzen… (just an ironic facebook-post) #Crime_Spotting_Neukölln
Ich observiere seit zwei Tagen einen afrikanischen Mini-Küchengarten in einem womöglich gestohlenen Einkaufswagen. Und das in meiner unmittelbaren Nachbarschaft. Puh, und dazu diese Hitze, zumindest scheint die Sommergrippe abzuklingen. Werde also noch warten, bis ich die Ordnungsbehörden um Hilfe bitten werde. Etwas Milde scheint schließlich geboten….
Alles im Lack beim Käfer und Einkaufswagen
Update vom 10.07.2013, 16.23 Uhr: Nach wie vor steht der mobile “Küchengarten” auf der Verkehrsinsel, fast wie vertraut wirken beide: Der VW-Käfer und das Minibeet auf Initiative von goorsha.net. Später bringe ich noch etwas Wasser vorbei, was aber heute nicht kommentiert bzw. dokumentiert wird – keine Zeit, keine Lust. Vorhin jedenfalls sah alles bestens und unbeschadet aus. Besser noch: Der Garten gedeiht, nicht gerade prächtig, aber immerhin grünt nicht allein das Gras. Schön.
Update: Donnerstag, 12.30 Uhr, 11.07.2013 – nix Neues in Neukölln
Update vom 12. und 13. Juli 2013
Gestern kein Wasser nachgereicht, aber nachgeschaut, ob alles gut ist mit dem kleinen Garten. Es ist alles okay, heute werde ich an meinem Geburtstag kurz vom Kuchen- und Kaffeetrinken, so gegen 17.00 Uhr, die Bepflanzung im Einkaufswagen erneut mit frischem Berliner Leitungswasser gießen. Muss mich kurz halten, habe selbst noch einen leichten Champagner-Kater vom gestrigen Abend. Gegen 19.30 Uhr begleitet mich mein Freund schließlich zum begrünten Einkaufswagen. Den mit zirka acht Liter Wasser gefüllten Plastikeimer mitzunehmen, hat sich wahrlich gelohnt. Die Erde ist trocken. Er gießt, ich schieße das Foto, schon geht’s wieder heimwärts. Schönes sonniges Sommer-WE allerseits.
Update vom 14.07.2013: Diesmal mit Fahrrad, aber ohne Wasser, alles ok!
Update vom 15. und 16. Juli 2013: Gras wuchert, Sonne brennt
Erst einmal Gras über die Sache wachsen lassen? Sehr warme trockene Sommertage liegen hinter uns. Gestern nicht gegossen, weil das Gras im Einkaufswagen noch so schön grünte. Als ich dann heute Abend gegen 20.50 Uhr am Äthiopischen Kuchengarten einen Eimer voll Wasser spende, fällt meinem Gefährten und mir auf, wie stark doch das saftige Gras andere Gewächse überwuchert. Gut möglich, dass das Wiesengewächs die Lebensmittel-Pflanzen im Wachstum beeinträchtigt: Sollen wir es rupfen?
Update vom 17. Juli: Zum Frühstückseinkauf vorbei am Einkaufswagen
Abends am 18. Juli: Grünes Gras als Gradmesser
Heute unter der leuchtenden Laterne: Die Erde ist trocken, doch das grüne Gras teilt mir heute Abend mit, dass es bis zum nächsten feuchten Guss noch getrost bis zum morgigen Mittag langt. Muss allerdings eingestehen, ich hätte “meinen” Garten-Einkaufswagen heute im Trubel des Alltags beinahe vergessen.
Zeitsprung: Alles fit bei knapp 40 Grad Celsius
Heißer Tag am 28.07.2013: Die hohen Temperaturen sind ein Fest für die Kongo-Bohnen im Äthiopischen Küchengarten. Seit einigen Tagen habe ich zwar kein neues Foto mehr hochgeladen, jedoch bin ich fast täglich zum Minigarten geeilt. Natürlich nicht ohne ein Foto zu schießen. Der Garten gedeiht jedenfalls sichtbar prima. Auch, weil allem Anschein nicht nur ich im regelmäßigen Abstand mit frischem Berliner Leitungswaser nachhelfe. Zum Glück, denn seit mehr als 20 Tagen fiel kein Tropfen Regen in Berlin-Neukölln.
Die Bohnenernten Neuköllner Balkone sind übrigens auch ganz toll. Heute erlebt.
Und auch du hast damit einen wertvollen Beitrag zur Entlastung der globalen Lebensmittelverknappung geleistet. “Global denken, lokal handeln.” Prima!