Traum-Dorf: Ferien im polnischen Odertal

Polen

Adams paradiesischer Garten

Mein allererstes Mal in Polen führte mich privat in ein wunderschönes Dorf im schönen Odertal. Am nächsten Wochenende bin ich wieder dort, um ein paar Fotos von der Umgebung von Depno mitzubringen. Beim ersten Mal entspannte ich im Garten meines Gastgebers Adam. Zurück in Neukölln freue ich mich schon wieder sehr auf dem nächsten Besuch. Warum? Darum. Text/Fotos: Robert Niedermeier

Der Grund für meine Sehnsucht nach Entspannung von der Großstadt Berlin auf dem Land, liegt eigentlich auf der Hand: Weniger Lärm, weniger stressige und gestresste Menschen, die einem schon mal die gute Laune vernageln können. Das Dorf meiner Begierde mit gut besuchter katholischer Kirche liegt im Osten des schönen Odertals und heißt Grzymiradz. Die Ortschaft mit sehr kleinen Gewerbegebiet liegt wenige Kilometer hinter der Kleinstadt Depno in der Nähe vom wegen der Festung Küstrin bekannten und inmitten des Oderbruchs gelegenen Stadt Kostrzyn an der Oder. Das Dorf Grzymiradz selbst ist touristisch noch nicht erschlossen worden. Stattdessen thront ein Storchenpaar über den Dächern der ländlichen Siedlung. Ich meine aber, dieser Ort ist für Eltern mit Kindern wie geschaffen für erholsame Ferien auf dem Land. Zum einen, es ist genug Platz zum Zelten und gastieren vorhanden und zum anderen träfen Gäste auf eine muntere Gastfamilie.

Alter Brunnen will herausgeputzt werden: Landromantik ist vorhanden

Alter Brunnen, früher Stall, bald Gästehaus?

Früher Stall, bald Gästehaus? Brunnen im Vordergrund.

Das Storchenpaar von Grzymiradz

Das Storchen-Elternpaar von Grzymiradz

Die Dorfstraße welche von Depno aus geradewegs ins dicht bewaldete Nirgendwo des unteren Odertals führt, ist von jahrhundertealten Kastanienbäumen gesäumt. Jedes Jahr vor Ostern tünchen die Dorfbewohner die unteren Stämme mit weißer Farbe. “Das ist eine alte Tradition”, erklärt mir mein Gastgeber. Adam gehört das von seinem Vater geerbte Haus schräg gegenüber der aus Backstein und Holz gebauten Dorfkirche. Zum liebevoll gepflegten Erbe gehört auch ein nach wie vor bäuerlich geprägtes Grundstück mit Hausgarten, Gemüsebeeten und einer weiten naturnahen Streuobst-Wiese. Auch im Hausgarten von Adams Familie wächst ein prächtiges Kastanienpaar, die Anfang Juni von Efeu umrankt in voller Blüte stehen. Zum Unmut seiner Frau, die die Terrasse gerne säuberlich gereinigt vorfindet. Die Scheune in Adams paradiesischen Garten bietet Schwalben und Fledermäusen eine Unterkunft, der flache Schuppen davor schafft dem vierköpfigen Familien-Haushalt Platz für Gartenarbeit-Utensilien, Spiel- und Werkzeugen.

Störche im Tiefflug: Adams Garten in Grzymiradz im polnischen Odertal

Alte Scheune im Dorf Grzymiradz

Adams Garten mit alter Scheune aus Backstein und Holz

Das Dach des Schuppens lädt allerdings aufreizend dazu ein, von Feriengästen als begrünte Sonnenterrasse mit herrlichem Blick auf den Sonnenuntergang in freier Landschaft genutzt zu werden. Beim Zelten, andere Camping-Formen oder Wohnen im Tiney House auf der großen Obstwiese in Adams Garten und dabei dem Storch beim Tiefflug beobachten; das füllte mir persönlich sicherlich einen kompletten, mehrwöchigen Urlaub aus – inklusive Ausflügen in die mit Wäldern, Wiesen und natürlichen Seen beschenkten Umgebung meines Traumziels in Polen. Traumziel? Ja, denn so schön ist es dort wirklich im malerischen Odertal, dass mein Schwärmen naturnah gut begründet ist. Das klappernde Storchenpaar von Grzymiradz fliegt übrigens abwechselnd im Tiefflug über Adams Garten, um Frösche aus einem der Teiche und kleinen Seen der Umgebung für den Nachwuchs zu besorgen. Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen. Leider hat es mit dem Fotografieren nicht geklappt. Vielleicht ja beim nächsten Besuch in Grzymiradz.

Zelten auf Natur-Wiese

Naturnahe Obstwiese lädt zum Zelten auf Privatgrundstück ein

Kirchgang im Dorf erweist sich als Anfahrt mit dem PKW – wo ist der Bus?

Dorfkirche gut besucht

Dorfkirche mit Auto besuchen am Sonntag im polnischen Odertal

Negativ werte ich die schlechte Anbindung des Dorfes Grzymiradz an den Busverkehr. Klimapositiv lässt sich das Dorf lediglich ab Kostrzyn (deutsch: Küstrin) mit dem Pedelec-Bike oder normalen Fahrrad teils sogar auf Radwegen gut erreichen. Auch die Kleinstadt Depno, die der Radler auf dem Weg ins Traumdorf passiert, ist schlecht angebunden. Einen Gleisanschluss kann die Stadt nicht vorweisen. Viele sind in der Region deshalb aufs eigene Auto angewiesen, um mobil zu sein. Deshalb gestaltet sich auch der Kirchgang am Sonntag im Dorf eher als eine Kirchenanfahrt mit dem PKW. Den Kirchgang im Dorf Grzymiradz bei Depno in der Nähe von Kostrzyn an der Oder (Kostrzyn nad Odrą) in Polen, habe ich im Video unten etwas wackelig nachgestellt. Obwohl es, wie bereits erwähnt, gar kein Kirchgang ist, denn die meisten Gottesdienst-Besucher:innen sind nämlich mit dem Auto angefahren. Eine Bushaltestelle habe ich im Dorf schließlich nicht entdeckt. Der Gottesdienst dauerte am Sonntag um 12.30 Uhr schon seit 10.30 Uhr an. Ob noch weitere Gemeindearbeit anstatt, oder allein die Sonntagsmesse in Grzymiradz so lange dauert, muss ich noch herausfinden. Was ich bereits weiß ist, dass die Kirche im Jahre 1985 wiederaufgebaut worden ist: “Das war in meiner Jugend noch eine Ruine”, erzählt der 53-jährige Adam seinem Besucher aus Berlin. Die Eltern vom Adam haben die Initiative gestartet und im Dorf und der Umgebung Geld für den Wiederaufbau der Dorfkirche gesammelt. Vorher wäre diese pro-katholische Aktion im polnischen Stalinismus verboten gewesen.

Beim nächsten Mal wird erkundet, wo die nächste Bushaltestelle in Grzymiradz zu finden ist. Viel mehr übers Odertal demnächst hier auf www.ReiseRobby.de.

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Robert Niedermeier, Journalist (Reise, Lebensart (Food), Gesellschaft)
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