Alptraum Afghanistan – aus der Traum

Afghanistan

Alptraum in Afghanistan

Im Lockdown ist das Fernweh groß. Ein Lehrer aus NRW kam auf Idee via Twitter eine virtuelle Reise durchs atemberaubend schöne Afghanistan zu unternehmen. Update des Grauens im August 2021: Afghanistan unter Taliban-Herrschaft. Text: Gastbeitrag, Fotos: Lizensfrei/privat

Afghanistan ist wunderschön, aber aktuell sicherlich kein Urlaubsparadies. (Siehe Infokasten). Nicht erst seit dem Einmarsch der Sowjetunion vor über vierzig Jahren ist das Land von Bürgerkriegen zerrissen und von Mittel- und Großmächten als Spielball machtpolitischer Interessen missbraucht worden. Dennoch: Die Landschaft ist vielfältig, ebenso divers die Bevölkerung und der Mythos von Afghanistan als wildes, unberührtes und exotisches Land am Hindukusch bleibt bestehen. Dazu beigetragen haben romantische Fotos von Supermodel Ursula Obermaier am Ende der Sechziger- und Anfang der Siebziger Jahre: Die Münchnerin hatte eine Affäre mit dem Hamburger Rotlicht-Millionär Dieter Bockhorn. Dem damaligen Hippie-Trend der europäischen Bohème entsprechend unternahm das schillernde Promi-Paar mehrere Busfahrten entlang des orientalischen Hippie-Trails. Die erste 20-monatige Reise führte die beiden Verliebten im VW-Bus über den Nahen Osten und Pakistan nach Indien und Nepal auch durchs atemberaubende Afghanistan. Obermaier und Bockshorn heiraten schließlich in Indien. Aber das ist lange her. Heute empfehle ich meinen Leser:innen lieber eine virtuelle Reise durch Afghanistan. Update_06.09.2021: Die Taliban erklären das Pandschir-Tal für besiegt. Der Widerstand sei gebrochen. 

20 Jahre Afghanistan-Krieg – 1. September 2021 ist Antikriegstag

20 Jahre Afghanistan-Krieg liegen hinter uns: Der Antikriegstag am 1. September ist 2021 mit Blick auf Afghanistan besonders brisant und aktuell. Ein bisschen Frieden ist bei der Verteidigung der Freiheit am Hindukusch auf der Strecke geblieben. Mehr Pazifismus wagen, tut Not. Wir müssen Frieden fordern und fördern, fordert das Forum Demokratischer Linke in der SPD. Der Friedensflyer vom DL21 ist hier als PDF zum Download verfügbar.

Al Kaida (Die Basis): Terror-Chef zurück in Afghanistan/Tora Bora

Al Qaida-Veteran Amin ul-Haq, Bin Ladens enger Mitarbeiter aus MAK-Zeiten, ist am 30.08.2021 nach Jahren des Exils in Pakistan zurück nach Tora Bora in Afghanistan gekommen. Amin ul-Haq gilt als offizieller Sprecher der  islamistisch-terroristischen Organisation Al Qaida. Ein Bürgerkrieg gegen die Taliban und dem Islamischen Staat droht das Land nun endgültig zu zerreißen. Die unterschiedlich extremistischen Terrortruppen streiten um die Macht im rohstoffreichen Afghanistan.

Großes Unglück: Trauer um und Erinnerungen an Afghanistan

“Was für ein Glück, dass ich dieses schöne Land Afghanistan bereisen durfte. Und wie traurig, dass das so wohl für lange Zeit nicht mehr möglich sein wird.” (Gabor Halasz)

Anschlag am Flughafen von Kabul: Viele Tote und Verletze

Zwei Bombenexplosionen am 26. August 2021 vom “Islamischen Staat (K – Khorasan)” verbrochen, 182 Tote, meldet Phoenix (Der Tag, am 27.08.21) und viele Verletzte. Totaler Terror im Taliban-Land. Auch 12 US-Soldaten sind gestern in Kabul ermordet worden. Am 27. August 2021 versammeln sich dennoch wieder tausende verzweifelte Menschen am Flughafen von Kabul, um eine letzte Chance zur Flucht aus Afghanistan zu ergreifen. Nach dem 31. August soll das Taliban-Regime die Ausreise weiterer Afghanen aus dem Land verboten haben.

https://twitter.com/Kamlesh_ojha1/status/1431182017635381248

Widerstand gegen die Taliban – militärische Erfolge gemeldet

“Wie ich gerade (auch) telefonisch erfahren habe, haben in Kunduz mehr als 200 Taliban Kämpfer sich den Anti-Taliban Widerstand ergeben. Kunduz ist befreit. Andere Taliban Kämpfer wurden in Baghlan in eine Falle gelockt. Was geschieht hier? Südlich von Bamyan haben Kämpfer von Kommandeur Alipour Behsud eingenommen und Taliban Kämpfer vertrieben.” (Nabad Faiz, 22.08.21) “Doch Pandschir mit seinen gut 170.000 Bewohnerinnen und Bewohnern ist ein eigener Mikrokosmos und nur wenig repräsentativ für Afghanistan. Ethnisch besteht die Bevölkerung fast ausschließlich aus Tadschiken. Massoud, der mit der neu gegründeten „National Resistance Front of Afghanistan“ die Nordallianz-Führung seines Vaters wiederzubeleben versucht, braucht Hilfe aus dem Ausland, um seine Männer in den Kampf gegen die neuen Herren in Kabul zu schicken. Nicht ohne Grund erschien sein Schlachtruf gegen die Taliban in der amerikanischen „Washington Post“. Der US-Geheimdienst CIA hatte Massouds Vater seinerzeit kräftig mit Waffen und Geld unter die Arme gegriffen.” (rnd)

Kabul: Filmemacherin Sahraa Karimi rennt um ihr Leben

https://twitter.com/RobbyTipps/status/1427037789812674562

Oh Allah, erbarme dich uns armen Menschen: Alptraum Afghanistan

Der Moment am Flughafen, in dem mehrere Menschen in Kabul am 16.08.2021 vom US-Flugzeug stürzten, weil sie sich an Reifen des Flugzeugs festklammerten, die jedoch nach dem Start automatisch eingefahren werden.”Wir haben dieses Unglück nicht verdient. Oh Allah, erbarme dich uns armen Menschen.”

“Nightmare” – by Afghan Female Artist: Angst in Afghanistan

Update des Grauens: Afghanistan unter Taliban-Herrschaft

"Erasing women from public spaces", in Kabul, Afghanistan übertünchen Händler die Werbung an den Fassaden der Läden, die Frauen darstellen.

“Erasing women from public spaces.”

Vorbereitung auf Taliban-Übernahme am Morgen des 15. August 2021. Sonntags ist kein Ruhetag im vornehmlich muslimisch, aber traditionell auch hinduistisch geprägten Kabul. Afghanische Händler übermalen auf einer Einkaufsstraße in der Innenstadt die Fassaden-Werbung mit Darstellungen von Frauen. ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf berichtet im Heute-Journal von afghanischen Journalistinnen und Sportlerinnen, die sich in ihren Wohnungen verstecken aus Angst: “Auch uns erreichen Hilferufe von Menschen, die um ihr Leben fürchten.” Taliban-Kämpfer sollen in den eroberten Provinzen Gräueltaten an jungen Frauen verbrochen haben. Kommandeure hätten befohlen alle unverheirateten Frauen ab einem Alter von 15 Jahren den Taliban zu überlassen. Die in den letzten zwanzig Jahren von Nato-Mitgliedern ausgebildete Armee leistet keinen Widerstand, sondern ist in großen Teilen aus Furcht zu den radikal-islamistischen Taliban übergelaufen. Der Präsident des Landes, Aschraf Ghani, ist ins benachbarte Tadschikistan im Norden geflohen. 

https://twitter.com/Mediavenir/status/1426865250347986949

Rückblick im August 2021 ins Afghanistan der Sechziger Jahre

Update_15. August 2021: Afghanistan-Motiv aus den 60er-Jahren. Westlich gekleidete Frauen in kurzen Röcken und unverschleiert. Es gibt viele ähnliche Fotos aus dieser Zeit. “Dann haben die USA im Kalten Krieg die Mudschahidin im Land massiv gegen die Sowjetunion aufgerüstet”, überspringt Die Linke-Politiker Niema Movassat aus NRW einen kommunistischen Putsch gegen die Demokratie in den Siebzigern und die sowjetische Invasion zum Beginn der Achtziger Jahre des vorherigen Jahrhunderts. Wahr ist: “Die Mudschahidin brachten dem Land den radikalen Islam.” Die Taliban sind vor diesem historischen Hintergrund auf dem Boden von Reaktion und Aggression entstanden und gewachsen.

Alptraum Afghanistan: Flucht vor Taliban am Flughafen Kabul

In der Ferne sind Gewehrfeuer zu hören. Menschenmassen versuchen in ein Transportflugzeug zu steigen, Flucht vor den radikal-islamistischen Taliban am 15. August 2021.

Flughafen Kabul: Verzweifelte Menschen klammern sich am startenden US-Transportflugzeug, andere Videos zeigen, wie Menschen von den Tragflächen in die Tiefe stürzen. Panik und Angst vor den brutalen Taliban treibt die Afghanen in den sicheren, schnellen Tod. (16.08.21)

Und los geht die moderierte Tour im beeindruckenden Pamir-Gebirge und Seyfu Koese hat seinen Twitter-Followern* bereits die Fortsetzung der Reise durch Afghanistan versprochen. “Der erste Tag unserer virtuellen Afghanistan-Reise! Wir sind im Pamir- Gebirge, es sind atemberaubende Gebirgslandschaften mit uneinsehbaren Schluchten, grünen Tälern und türkisfarbenen Seen. Die unberührte Natur wirkt teils karg, aber beherbergt unendlich viel Leben. Der Norden des Pamir gehört zu Kirgisistan, der Osten China, der Süden zu Afghanistan, aber der Großteil des Faltengebirges befindet sich in Tadschikistan. Es leben kaum Menschen hier, nur einige wenige Nomaden wandern mit ihren Tieren über die Steppe. Die Sommer sind mild und teilweise unglaublich heiß, es gibt kaum Bäume die Schatten spenden. An guten Tagen gibt es eine nördliche Brise, die für Abkühlung und Entspannung sorgt. Der Winter ist hart und unerbittlich, er fordert Kraft und Leben. Unberührt von Technologie und Industrie, leben die Menschen so wie vor 2000 Jahren.” (Quelle: Seyfu Koese-Tweet)

Pamir-Gebirge

Wenige Nomaden leben am Rande des Pamir-Gebirges.

Der letzte Tag unserer Afghanistan-Reise. Wir sind am Panj, der Fluss bildet eine natürliche Grenze zwischen Afghanistan und Tadschikistan und ist Lebensader des nördl. Afghanistan. Das Bild steht symbolisch für dieses wundervolle Land und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. (Twitter)

https://twitter.com/Seyfu_09/status/1363115687527534592

Ihr wollt mehr? Dann folgt dem Lehrer auf Twitter…

Der erste Tag unserer virtuellen Afghanistan-Reise! Wir sind im Pamir- Gebirge, es sind atemberaubende Gebirgslandschaften mit uneinsehbaren Schluchten, grünen Tälern und türkisfarbenen Seen. Die unberührte Natur wirkt teils karg, aber beherbergt unendlich viel Leben.  Quelle: @Seyfu_09, January 27, 2021

2.Tag unserer virtuellen Afghanistan- Reise…eine kleine Stärkung – Bolani: Afghanistan ist nicht nur in seiner Bevölkerung divers, sondern auch in seiner Küche. Heute stelle ich euch afghanische Teigtaschen vor, die Variante dieses Mal ist vegetarisch bzw. vegan. Guten Appetit. Quelle: @Seyfu_09, January 29, 2021

3. Tag unserer Afghanistan-Reise…
wir schauen zurück auf ein anderes Afghanistan, das nicht zerrüttet und zerstört ist von Krieg und Terror. Ein aufstrebendes Land mit einer progressiven Mittelschicht, einer hoffnungsvollen Jugend und voller aufstrebender junger Menschen. Quelle: @Seyfu_09, January 31, 2021

Liebe Genossinnen und Genossen,

die Lage in Afghanistan hat sich in den letzten Tagen dramatisch zugespitzt. Nachdem die Taliban immer mehr Provinzhauptstädte erobert haben, konnten sie gestern nun auch die Hauptstadt Kabul einnehmen. Der afghanische Präsident ist außer Landes geflohen. Bedrohlich ist die Lage nun vor allem für die vielen Ortskräfte, die noch auf ihre Ausreise hoffen. Medico International beklagt in diesem Zusammenhang, dass „sich der Westen jeder Verantwortung“ entziehe und sieht nach dem „fluchtartigen Abzug“ der ausländischen Truppen nun auch einen politischen Rückzug. Medico sieht auch das Agieren der Deutschen Regierung kritisch, da sie das Angebot der USA, auch Ortskräfte auszufliegen, die für die Deutschen gearbeitet hätten, abgelehnt habe. Die Hilfsorganisation fürchtet, dass jene Afghan*innen, die sich in den letzten Jahren aktiv für Menschenrechte und Demokratie eingesetzt hätten, jetzt von Folter und Tod bedroht seien. Daher schließen wir uns der Forderung von Rolf Mützenich an, der heute Morgen erklärte, dass nun jede Stunde zähle. Wir müssen jetzt alles unternehmen um weitaus mehr Menschen aus Afghanistan zu evakuieren als bislang geschehen.

Wir haben für euch außerdem eine Chronologie über die Ereignisse in Afghanistan seit 1973 erstellt. Diese könnt ihr hier herunterladen.
Mit solidarischen Grüßen
Eure
Hilde Mattheis, MdB
Bundesvorsitzende DL21

About Reiserobby

Robert Niedermeier, Journalist (Reise, Lebensart (Food), Gesellschaft)
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One Response to Alptraum Afghanistan – aus der Traum

  1. Seit meinem 15. Lebensjahr träume ich davon, mit dem Fahrrad von Deutschland aus nach Afghanistan zu reisen (damals, 1983, ebenfalls inspiriert durch Berichte über den “Hippie Trail”)… jetzt bin ich 53 Jahre alt, nächstes Jahr in November werden es 40 Jahre, die mein Traum von Afghanistan schon andauert… und ich hatte nie die Möglichkeit, ihn zu verwirklichen… 40 Jahre Krieg, die ich über sämtliche mir zugänglichen Medienkanäle verfolgt habe, oft war es kaum mehr auszuhalten… folglich bin ich auch schon recht bald, nämlich in den frühen 1990er Jahren, auf die Idee gekommen, das alte Afghanistan vor 1978, vor all den Kriegen, im Computer als virtuelle Welt (“Khyberspace”) wieder zum Leben zu erwecken – und zwar dreidimensional und im Idealfall sogar interaktiv, mit Software wie POV-Ray, Blender und X3D. Aber auch hier gilt: ars longa, vita brevis – ich pixele seit nunmehr auch schon 18 Jahren an einem Geländerelief von Kabul und Umgebung, mit einer sowjetischen topographischen Karte im Maßstab 1:100000 als Vorlage, Millionen und Abermillionen Pixel von Hand gesetzt… und irgendwann dann darauf mit POV-Ray oder X3D modellierte Vegetation, Straßen und Gebäude, und noch später Menschen und Tiere, mit programmierter “Eigenintelligenz” ausgestattet… lebe ich dafür überhaupt lange genug? Mitarbeiter, geschweige den Fortführer dieses Khyberspace-Projektes habe ich bis heute keine… es scheint niemanden auf der Welt zu interessieren!

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